Montag, 2. Februar 2015

Vorsicht – Gefährliches Raubtier!


Heute will ich über ein Erlebnis berichten, das ich vor etwa zwei Wochen hatte und welches mir noch immer ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert.

Es war ein Donnerstagabend, als mein Nachbar vor der Tür stand und mich um Hilfe bat. In seinem Gästehaus würde am Freitag eine Gruppe anreisen, aber dort hätte sich jetzt eine wilde Katze einquartiert, die jedoch nicht bleiben könnte, weil sie für die Gäste gefährlich werden würde. Ich wunderte mich und fragte ihn, wie er denn auf die Idee kommt? - Er hätte es nicht geschafft, sie rauszubekommen, sie wäre wild und er wäre schon der Verzweiflung nahe. Nun ja, im Katzeneinfangen habe ich ja so meine einschlägigen Erfahrungen, immerhin hatte ich vor einigen Monaten meinen aktuellen Familienzuwachs, der auch reichlich wild war, eingefangen und inzwischen ist dieser (fast) handzahm.

Ich schlug ihm vor, meinen Lebendfangkorb auszuleihen, um das vermeintlich wilde Tier einzufangen. Die Idee fand er super, nur leider stellte sich heraus, dass er so gar nicht mit dem Ungetüm umgehen konnte, selbst nach meiner Vorführung und Erklärung der Funktionsweise nicht. Meine Güte, ein gestandener Mann von über 50, der das Gemüt eines Bauern hat, schafft es nicht, einen Fangkorb zu bedienen und damit eine Katze einzufangen? DAS konnte ich kaum glauben! Nun gut, ich bot an, mit ihm zum Gästehaus zu gehen und mir die ganze Sache mal anzuschauen. Und so gingen wir – er mit dem Fangkorb bewaffnet, ich mit etwa drei Handvoll Trockenfutter in einer Tüte – zum Gästehaus.

Schon auf dem Weg dorthin erzählte er mir, dass er die Katze das ganze letzte halbe Jahr hat rumlaufen sehen, aber da war sie ja draußen. Nun jedoch, wo die Nächte empfindlich kalt sind, hat sie sich wohl ein warmes Plätzchen gesucht. Ebenso schilderte er mir seinen Einfangversuch, bei dem die Miez nicht nur die Wand hochlief, sondern ihn auch noch angegriffen hat, sodass er weggelaufen ist. Im Laufe seiner blumigen Erzählung wuchs in meinem Gehirn die vermeintliche Katze zu einem gefährlichen Löwen heran.

Im Gästehaus angekommen (nur einige Meter von mir entfernt), stellte er den Fangkorb in sicherer Entfernung auf den Boden und zeigte mit dem Finger auf das Ungetüm, das sich ängstlich in einer Türnische verkrochen hatte. Sofort verwandelte sich in meinem Kopf der gemeingefährliche Löwe in einen schwarzen Mini-Puma und ich fragte ganz ungläubig: Du meinst tatsächlich diese Miez? – Er war immer noch von der Gefährlichkeit überzeugt, während ich mir kaum noch ein Lachen verkneifen konnte.

Vorsichtig näherte ich mich dem schwarzen Mini-Puma, der noch recht jung aussah, und sprach ihn an: Hey Schnulli, was machst Du denn hier? – „Schnulli“ sprang sofort auf, reckte und streckte sich, gab mir ein „Miauuuu“ als Antwort, kam freudig auf mich zugelaufen und strich mir um die Beine. Also beugte ich mich herunter, und während ich „Schnulli“ hinter dem Ohr kraulte, begann der Mini-Puma sofort mit einer wahren Schnurrattacke. Nach einer kurzen Untersuchung konnte ich feststellen, dass es sich um einen kastrierten Kater handelte, und nahm ihn auf den Arm, wo er seine Kuschelattacke in meinem Gesicht fortsetzte. Mit einem breiten Grinsen drehte ich mich zu meinem Nachbarn um, dem förmlich die Augen aus dem Kopf fielen und die Kinnlade auf die Schuhspitzen knallte. „Sieht so ein gefährliches Raubtier aus?“ fragte ich ihn. Der arme Mann verstand die Welt nicht mehr.

Nach kurzer Überlegung, was nun mit dem kleinen Kerl geschehen sollte (in der Zeit hatte er mal eben das mitgenommene Trockenfutter inhaliert – also der Kater und nicht der Nachbar!), nahm ich ihn vorläufig mit. Nun ja – sagen wir es mal so: „Schnulli“ lief wie ein Hündchen neben mir her, um auch ja nicht den Weg zu verpassen. Also erst mal herein in die gute Stube. Erfreulicherweise zeigten sich meine vier Stubentiger von ihrer freundlichsten Seite und der Herrenbesuch sah sich gleich mal um. In der Zwischenzeit stieß ich auf der Seite des Tierheims auf die Telefonnummer der Tierambulanz, die außerhalb der Öffnungszeiten für Notfälle jeglicher Art zuständig ist. Ich rief dort an, schilderte mein Anliegen und keine halbe Stunde später stand ein netter Herr mit Transportkorb und Lesegerät bewaffnet vor der Tür. Nach einem kurzen Scan konnten wir feststellen, dass Katerle gechipt war und mittels einer Suchseite ermittelten wir auch die Besitzerin und erfuhren, dass der Kater noch keine zwei Jahre alt war. Der Tierambulanz-Mitarbeiter rief bei der Besitzerin an, hatte jedoch nur die Eltern am Telefon, da ihre Tochter im Krankenhaus arbeitete.

Die Eltern fielen aus allen Wolken, wussten jedoch nicht, ob ihre Tochter den Kater noch zurücknehmen würde, denn immerhin hätte sie sich vor sieben Wochen eine neue Katze zugelegt, nachdem der Kater tatsächlich seit einem halben Jahr verschwunden war. Durch Straßenbauarbeiten hat der kleine Mann wohl den Weg nicht mehr zurückgefunden. Während des längeren Gesprächs überzeugte er die Eltern, dass sie Katerle doch vorläufig wieder aufnehmen. Einige Tage später erhielt ich von der jungen Frau die Rückmeldung, dass Joopie, so heißt der Kater, wieder bei ihr wäre und sich mit Diva (die allerdings ihrem Namen gerecht zu werden scheint) bereits anfreunden würde. Und die Besitzerin war happy, endlich ihren kleinen Kerl wieder zurückzuhaben. Ende gut – alles gut!

Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.



Bildquelle: Ich (Blacky - man sehe es mir nach, dass ich vom Herrenbesuch kein Foto gemacht habe ;-) )

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen