Donnerstag, 19. Februar 2015

Eine kleine Anekdote zwischendurch: Cherie und das Hähnchen




Ich habe Euch in „Cheries Erbe“ von dem Hähnchenfest erzählt. Bei dieser Gelegenheit fällt mir doch gleich wieder eine Begebenheit ein, die sich einige Jahre zuvor ereignete. Natürlich hätte das Hähnchenfest am liebsten jede Woche minimal einmal abgehalten werden können – wenn es nach den drei Damen gegangen wäre. Aber wir wollen es ja mal nicht übertreiben, sondern so mussten sie lernen, dass Hähnchen immer etwas ganz Besonderes ist (übrigens ernte ich gerade einen sehr vorwurfsvollen Blick von Blacky, die der Meinung ist, ein Hähnchenfest wäre aber jetzt wirklich überfällig). Aber zurück zur eigentlichen Geschichte.

Eines Jahres hatten wir zu Weihnachten für einige Wochen den Kater meiner Schwägerin zu Besuch. Es hieß anfangs, der kleine Mann würde ausschließlich Trockenfutter fressen, alles andere würde er verschmähen. Nach seinem Aufenthalt fraß er auch Nassfutter und – richtig, Hähnchen!

Wir hatten die Überlegung, dass es doch ganz schön wäre, wenn alle vier Samtpfoten zusammen Hähnchen essen könnten. Also stiefelten wir los und holten keine drei, sondern vier halbe Hähnchen. Zu Hause angekommen fiel uns ein, dass wir nochmals in die Stadt mussten. Also puhlten wir die warmen Hähnchen ab, legten alle Stücke auf einen großen Teller und stellten diesen auf den Herd. Da ich meine Fellnasen nur zu gut kenne, stülpten wir die Mikrowellenabdeckung über den Teller, sicherten diesen noch zusätzlich mit einer großen Gemüsedose. Rund um den Teller drapierten wir auf engem Abstand ebenfalls noch einige große Dosen. Und so stapften wir mit einem sicheren Gefühl davon – zumindest vorläufig.

Nachdem wir unsere Besorgungen erledigt hatten, genossen wir im Einkaufszentrum in einem Café noch einen Cappuccino und ein Eis. Mittendrin schoss es mir durch den Kopf und ich musste bei der Vorstellung lachen. Was wäre, wenn wir nach Hause kommen und Cherie es auf die eine oder andere Weise geschafft hätte, an das Hähnchen zu kommen? Aber völliger Blödsinn, wie sollte das funktionieren, denn immerhin war der Teller doch gut gesichert. Irgendwie hatten wir aber trotzdem das Gefühl, flugs nach Hause zu müssen. Dort angekommen bereitete ich mich im Geiste bereits auf das Schlimmste vor. Aber ich sage Euch eins: Es wurde noch übertroffen!

Wir öffneten die Tür und das Bild, dass sich uns bot, war so unbeschreiblich, das wir gar nichts anderes tun konnten, als laut zu lachen. Auf eine, uns unerklärliche Art und Weise hatte es Cherie geschafft, den Teller so hervorzuholen, dass alles noch haargenau so stand, wie wir es verlassen hatten. Möglicherweise hatte sie auch noch Hilfe von der einen oder anderen Samtpfote. Lediglich die Dose auf der Mikrowellenabdeckung lag auf der selbigen und stand nicht mehr. Der Hähnchenteller war jedoch nicht mehr unter der Abdeckung. Der lag auf dem Boden, vollkommen unbeschädigt und darauf lagen genau zwei Stücke Hähnchen. Sie waren wenigstens so sozial, auch noch an uns zu denken.

Alle vier Miezen lagen verteilt mit dicken Bäuchen und es hätte nur noch gefehlt, dass ihnen ein Stück Huhn aus dem Maul schaut. Ich bot jedem der Miezen noch die letzten Hähnchenstücke an, aber alle schnupperten nur einmal kurz dran und drehten den Kopf weg: Och neeee, Mama, nicht schon wieder Hühnchen!! Letztendlich hat sich Gipsy erbarmt und noch ein kleines Stückchen genommen.

Wieso nur Cherie als Hauptverdächtige infrage kommen konnte? Sie war die Einzige, die selbst ein Deckel oder ein anderer Teller nicht daran hindern konnte, an das Objekt der Begierde zu gelangen. Und falls Ihr jetzt denken solltet, da hab ich Euch aber mächtig Seemannsgarn erzählt? Keineswegs – alles hat sich genau so ereignet. Allerdings ist es müßig, zu erwähnen, dass Jeanny auch dieses Erbe übernommen hat.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.


Bildquelle: Ich (Blacky und Cherie beim Chillen)

Aus gegebenem Anlass - Gedenken an unsere Sternenkatzen (Teil 2) - Cheries Erbe




Nachdem Cherie gegangen war, war ich die erste Zeit wie gelähmt, denn noch immer war ihr „Umzug“ so fassungslos und nicht begreifbar. Aber dennoch war sie in der folgenden Zeit immer präsent und ich sah sie ständig aus meinen Augenwinkeln durch die Gegend huschen. Wer nicht selber stolzer Tierbesitzer ist und eine enge Beziehung mit seinen Vierbeinern aufgebaut hat, wird sicher jetzt denken: „Nun spinnt sie aber vollkommen“. Wem seine geliebten Vierbeiner jedoch ans Herz gewachsen sind und sich im Laufe der Zeit der Zustand des blinden Verstehens und Vertrauens aufgebaut hat, dem dürfte dieser Zustand zweifelsohne bekannt sein. Ich wusste und weiß immer genau, was meine Fellpopos mir sagen wollen.

Das Erste, was Cherie wollte, war, dass wir ein „Hähnchen-Fest“ veranstalten. Hähnchen-Fest? Was zum Geier ist denn das? Nun, das ist sehr einfach: Unsere Miezen liebten Hähnchen über alles. Dies hatte zur Folge, dass wir niemals gegrillte Hähnchen unfallfrei essen konnten – nein, noch deutlicher: noch nicht mal essen DURFTEN! Gnädigerweise war es uns gestattet, die Haut zu essen sowie auch Beine und Flügel abzuknabbern. Das magere Fleisch hingegen trauten wir uns noch nicht einmal, zu genießen! Die vorwurfsvollen Blicke könnt Ihr Euch sicher vorstellen, da wagt man es sich nicht mehr, auch nur einen Bissen zu nehmen. Es endete letztendlich immer so: Drei halbe Hähnchen (die gab es laufend im Angebot, sie waren grundsätzlich megafrisch und superlecker – oder besser: Wären sie eigentlich gewesen), die wir dann abpuhlten, um dann das magere Fleisch – das im Übrigen keineswegs übermäßig gewürzt war – in mehr oder weniger mundgerechten Katzenhäppchen zu portionieren. Cheries Wunsch war es nun, mit einem Hähnchen-Fest an sie zu denken und zu gedenken. Dass dies eines der emotionellsten Essen war, brauch ich sicher nicht zu erwähnen.

Aber das war nicht das Einzige, was sich Cherie ausgedacht hatte. Sie hat sogar für eine Nachfolgerin gesorgt. Einige Wochen später veranstaltete das örtliche Tierheim das traditionelle Sommerfest mit Flohmarkt, Essenbuden, Glücksraddrehen, Kaffee und Kuchen sowie die Möglichkeit, superleckere Biomarmelade und weitere Bioprodukte zu kaufen. Der Erlös kommt grundsätzlich dem Tierheim zugute. Und Cherie sorgte auf ihre unnachahmliche Weise dafür, dass auch wir uns zum Sommerfest begaben. Es mag seltsam klingen, aber ich hatte immer ihre Stimme im Ohr, die mich förmlich dazu trieb, bloß den wichtigen Tag nicht zu verpassen. Dort angekommen liefen wir eine Runde über den Flohmarkt und an einer Bude bestellte ich mir eine Gemüsepfanne. Inzwischen wurde ich immer unruhiger und Cherie fing an, mit mir zu schimpfen, denn so eine Gemüsepfanne KANN doch gar nicht schmecken. Ich sollte mich nun endlich zum Katzenhaus bewegen. Kaum den letzten Bissen heruntergeschlungen, besuchte ich die Katzenzimmer und wusste zunächst gar nicht, was ich dort sollte. Aber dann stoppte ich vor einem Zimmer mit sechs oder sieben Katzen, die absolut unterschiedlich im Alter und Aussehen waren. Alle Miezen waren noch nicht lange dort und ich unterhielt mich mit einer Pflegerin. Ich erfuhr, dass diese armen Wesen von einer Familie in der nächsten Kreisstadt weggeholt wurden, da sich die Menschen nicht entsprechend um die Miezen kümmern konnten, was sich bereits beim Futter äußerte. Oder haltet Ihr Kartoffelchips, Erdnüssen und Cashewkerne für eine artgerechte Katzenernährung? Ich jedenfalls nicht. Jetzt musste noch das Kreisveterinäramt seine Zustimmung geben und dann könnten sie in die Vermittlung gehen. Cherie war ruhiger geworden, ich schien vor der richtigen Tür zu stehen. Mir fiel sofort ein Katzenmädchen, welches das Aussehen von Gipsy hatte, und eine erwachsene Mieze mit dem Aussehen von Cherie auf. Sollte sie sich einen von beiden oder sogar beide als zukünftige Gefährten ausgedacht haben?

Ich verabredete mit der Pflegerin, dass ich in der folgenden Woche kommen wollte, um mich genauer mit den Miezen in dem Zimmer zu beschäftigen, denn immerhin – wenn es denn einen Neuzugang geben sollte – muss dieser auch zu Blacky und Gipsy passen. Das wusste auch Cherie, denn immerhin haben wir uns damals bei ihrer Auswahl auch etwa drei Stunden Zeit gelassen.

Da ich augenscheinlich keine Zeit verlieren durfte, waren wir bereits am nächstfolgenden Tag nach dem Wochenende wieder dort. Als Erstes wendete ich mich dem kleinen, dreifarbigen Gipsy-Verschnitt zu. Aber die Dame schien mit mir so rein gar nichts am Hut zu haben. Sie zeigte mir förmlich die Stinkekralle und lief ins abgeschirmte Freigehege. Auch greifen konnte ich sie nicht. So Cherie, vielen Dank auch… das ging ja schon mal gründlich in die Büx. Zwischendurch lief mir immer eine schwarz-weiße Miez um die Beine, die sich mächtig ins Zeug legte. Von der Pflegerin hörte ich, dass die Maus bereits 12 Jahre alt war und heftigste Zahnprobleme hatte. Cheries Urteil dazu: Nein Mama, die ist es nicht! - Okay, ihr Wunsch war mir Befehl, also weiterschauen. Dann wandte ich mich Cheries Zwilling zu. Ich erfuhr, dass sie etwa 2,5 Jahre alt wäre, die Chefin ist und die ganze Truppe fest im Griff hat. Ich wurde Zeuge, wie sie einem ihrer Brüder gepflegt eine Ohrfeige verabreichte, weil Monsieur einfach nicht gehorchen wollte. Überrascht war die Pflegerin allerdings, dass sich Cherie 2 sofort von mir anfassen und auf den Arm nehmen ließ, denn das gelang den Pflegern kaum. Aber eine Mieze, die sofort den Chefposten beansprucht? Cherie war zwar auch die Chefin, aber dies ging dann doch zu weit. Ein Neuzugang hat sich zunächst mit dem untergeordneten Rang zufriedenzugeben und dann später mal schauen, was machbar ist – genauso hat es Cherie auch getan. Also weiterschauen.

Während ich schon fast verzweifelt war, weil ich noch immer nicht die Miez gefunden hatte, die Cherie für mich vorgesehen hatte, fiel mein Blick auf einmal auf ein Brett an der Wand, auf der ein verkappter Dreifarbentiger lag. Verkappt deswegen, weil sie die dritte Farbe am Bauch versteckte. Moment mal… die war doch vorhin noch nicht da? Das Katzenmädchen beobachtete mich bereits eine geraume Zeit und war scheinbar gespannt, wann ich mich endlich ihr zuwenden würde. Sie war eine zauberhafte Schönheit und noch so klein – vielleicht gerade ein Jahr alt. Ich näherte mich ihr, bohrte meinen Zeigefinger zwischen die Ballen ihrer Vorderpfote und sprach sie an. Sofort krümmte sie ihre Pfote, sodass ihre Krallen meinen Finger festhielten. Es war, als wäre auf Anhieb ein unsichtbares Band zwischen uns. Als ich sie mit Tränen in den Augen fragte, ob sie die Miez ist, die Cherie für mich auserwählt hätte, hielt sie mich noch ein wenig fester, fing leise an zu schnurren und zog meine Hand zu sich.

Als die Pflegerin wieder hereinkam, sagte ich nur zu ihr: „Cherie hat ihre Mission erfüllt.“  Die Pflegerin lächelte und erklärte mir dann die Details: Jeanny (so hieß das kleine Katzenmädchen) wurde von den anderen Gefährten zu gerne vom Futternapf verscheucht, daher wäre sie noch so klein. Ihr Alter wurde auf 1 bis 2 Jahre geschätzt (meine Tierärztin hat es auf knapp 1 Jahr festgestellt). Jeanny wäre eine schüchterne Mieze, die erst einmal Vertrauen zu dem Menschen fassen müsste, aber dann könnte sie richtig aufdrehen. Nun ja, das Vertrauen zwischen ihr und mir war auf Anhieb vorhanden.

Ich verabschiedete mich von dem Katzenmädchen, ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir, merkte allerdings, dass Jeanny mir nachzusehen schien. Ich drehte mich um und sagte zu ihr, dass Mama sie bald holen würde. Es war, als ob sie sagen würde: „Dann ist jetzt alles gut“, und so legte sie zufrieden ihren Kopf auf ihre Pfoten.

Jeanny wurde für mich fest reserviert, alle Einzelheiten besprochen und etwa anderthalb Wochen konnte ich sie abholen. Cherie war zufrieden, sie hatte ihre Nachfolgerin mit viel Bedacht ausgewählt, denn wie sich später herausstellte, war Jeanny nicht nur genauso liebenswert, fürsorglich und frech wie sie – nein, sie war und ist sogar noch viel frecher. Nur wie würden jetzt Blacky und meine weise Dame Gipsy auf den Neuzugang reagieren? Das erfahrt Ihr in der folgenden Geschichte.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.



Bildquelle: Ich (Jeanny, von Cherie auserwählte Nachfolgerin)

Samstag, 7. Februar 2015

Aus gegebenem Anlass - Gedenken an unsere Sternenkatzen (Teil 1) - Cherie zieht um




In letzter Zeit mussten leider wieder einige Miezen ihren Weg über die Regenbogenbrücke antreten, was mich einerseits selber immer sehr traurig stimmt, aber andererseits nun auch dazu animiert hat, mich wieder einmal mehr mit dem Thema zu befassen und diesen Blogbeitrag zu schreiben. Denn auch ich habe bereits zwei Sternenmädchen im Regenbogenland und ich kann Euch versichern: Ich vermisse sie selbst heute noch unglaublich. Wahrscheinlich werde ich für diesen Beitrag einige Tage brauchen – nicht, weil ich nichts zu erzählen hätte, sondern vielmehr deswegen, weil ich irgendwann den Bildschirm nicht mehr sehen kann. Die Frage nach dem „Warum“ kann sich jeder selbst beantworten.

Meine beiden Sternenmädchen Cherie (damals 9) und Gipsy (Cheries Pflegemutter, damals 18,5) sind 2010 im Abstand von vier Monaten umgezogen. Im Laufe des Blogs werdet Ihr sicher noch die eine oder andere Geschichte von ihnen lesen, aber aus gegebenem Anlass möchte ich das Pferd mal von hinten aufzäumen.

Es ist immer besonders schwer, wenn wir unsere Mäuse gehen lassen müssen, wenn sie auf einmal unheilbar krank werden. Vielfach stellt sich auch die Frage: Was hab ich verkehrt gemacht oder übersehen? Wieso habe ich diese oder jene Krankheit nicht bemerkt? -  Grundsätzlich kann ich dazu nur sagen: Es wurde nichts verkehrt gemacht. Katzen sind wahre Meister darin, es NICHT zu zeigen, wenn es ihnen schlecht geht. Um dies zu erkennen, gehört schon eine sehr enge Bindung mit dem geliebten Stubentiger, und selbst dann wird man es häufig nicht gleich bemerken, dass etwas nicht in Ordnung ist. So jedenfalls ging es mir. Aber dies gehört zum Leben dazu, wie auch die Geburt - und wir sollten immer dankbar für die tolle Zeit sein, die wir mit unseren einzigartigen, zauberhaften Fellmäusen haben dürfen.

Cherie war genau solch ein Mädchen, die selbst bei einer Magenschleimhautentzündung in der einen Ecke den Teppich auf, nun sagen wir mal, unappetitliche Weise verzieren konnte und danach mit einem breiten Grinsen um die Ecke kam und mit der Fahne nach oben mir weismachen wollte, dass doch alles in bester Ordnung sei und sie so überhaupt nicht wüsste, was ich eigentlich habe. Allerdings zog das irgendwann nicht mehr – spätestens beim dritten Mal fand sich unser Kasperkopf im Transportkorb und auf dem Weg zum Tierarzt wieder. Nur eines Tages im späten Mai 2010 versuchte sie nur noch für eine kurze Zeit, mir zu erzählen, dass alles okay war. Ich war für ein paar Tage nicht da und als ich abends wieder zurückkam, musste ich erkennen, dass sie mit dem rechten Hinterbein humpelte. Morgens schien noch alles in Ordnung zu sein und am Nachmittag nicht mehr. Wir gingen davon aus, dass sie möglicherweise im Schlaf vom Kratzbaum gefallen ist – sie konnte so ein Paddel sein. 
Aber nach ein paar Tagen ging es mit ihr zur Tierärztin, auf dem Röntgenbild war allerdings nicht viel zu erkennen, nur dass in der Hüfte eine Stauchung war. Eine Magnetfeldtherapie leerte lediglich meine Kasse, aber brachte für Cherie keine Hilfe. Es wurde immer schlimmer, nach einigen Tagen zog sie beide Hinterbeine nur noch hinterher. Niemand wusste sich einen Rat. In meiner Verzweiflung wendete ich mich an meine Katzenhilfsgruppe, die mir schon oft geholfen hatte. Mit einer qualifizierten Tierhomöopathin versuchten wir alles, Cherie zu helfen, aber auch dies blieb leider erfolglos. Inzwischen hatte sie immer mehr Probleme, sich fortzubewegen, aber ihr Hunger war noch groß. Ich pflegte sie fast rund um die Uhr, aber dann kam der Tag, wo das einst so große, stattliche Katzenmädchen nicht mehr fressen wollte und sie nur noch speichelte. An diesem Tag wichen Gipsy und Blacky nicht mehr von ihrer Seite.

Dann bekam ich von jemandem in meiner Katzengruppe den Tipp, dass es sich möglicherweise um HCM (Hypertrophe Kardiomyopathie) handeln könnte. Hierbei handelt es sich um eine häufig vorkommende Herzkrankheit. Cheries Symptome deuteten sehr stark darauf hin, aber die Chancen wären sehr gut, dass es ihr mit einer entsprechenden Behandlung schnell wieder deutlich besser gehen würde. Man klammert sich ja an jeden Strohhalm, der sich bietet. Also Cherie wieder vorsichtig in den Transportkorb und zur Tierärztin verfrachtet, ihr vom Verdacht erzählt und sie ließ sofort alles fallen, um entsprechende Untersuchungen durchzuführen. Zunächst machte sie Röntgenbilder vom Herzen, die nichts Auffälliges vorzuweisen hatten. Als sie dann noch einmal die Hinterbeine geröntgt hatte, kam die niederschmetternde Diagnose: Cheries Beingelenke waren innerhalb von einer Woche so dünn wie Bleistiftspitzen geworden. Wir konnten nicht glauben, was wir hören mussten und ich kann Euch sagen: Ich war fassungslos und entsetzt zugleich. Die Tierärztin untersuchte sie noch weiter und es stellte sich heraus, dass Cherie – wahrscheinlich schon seitdem sie ein Baby war – einen Tumor im Kopf hatte, der „aufgewacht“ war.

Cherie wurde damals im Alter von einer Woche vor dem Tierheim in einem Korb abgelegt und hat nie die so wichtige Muttermilch bekommen. Die Tierärztin vermutete, da ihr dadurch lebenswichtige Stoffe fehlten, sodass darin die Ursache zu suchen war. Ihre liebenswerte Paddeligkeit schien auch mit dem Tumor zu tun zu haben, nur niemand wusste es. Auch die Tierärztin war genauso fassungslos, schien Cherie doch immer die robusteste, kräftigste und gesündeste Miez zu sein, die häufig eher an einen Kater erinnerte, als an ein Mädchen. Unser, von Gipsy zur Chefin ernanntes Katzenmädchen, die uns immer so viel Freude machte und so viel Unterstützung gab, wenn es auch mal sonst niemanden richtig gut ging – war auf einmal so schwach.

Die Entscheidung wurde schnell von uns allen getroffen: Cherie durfte nicht mehr leiden, wir mussten sie ziehen lassen, so hart es auch war. Jetzt war uns auch klar, wieso Gipsy und Blacky den ganzen Morgen nicht von Cheries Seite wichen – sie hatten bereits Abschied genommen. Also war auch für uns die Zeit gekommen, ihr für die traumhaft schönen Jahre zu danken.

Und falls jetzt bei Euch die Frage aufkommen sollte, wieso ich sie nicht schon eher erlöst habe: Niemals hätten wir auch nur eine Sekunde damit gerechnet, dass Cherie so krank war, vor allem nicht in diesem Lebensalter. Sie war die erste Mieze, die ich viel zu schnell umziehen lassen musste und ich war es ihr einfach schuldig, alles zu versuchen und mit ihr zu kämpfen. Sie hat mir am letzten Tag deutlich gezeigt, dass sie jetzt keine Kraft mehr hat und wir sie, wenn wir zur Tierärztin fahren und die wirklich nichts mehr tun kann, sie gehen lassen müssten.

Aber Cherie wäre nicht Cherie gewesen, wenn sie sich nicht noch etwas zum Abschied für mich ausgedacht hätte, was mir aber erst ein paar Wochen später bewusst wurde. Denn sie war die folgenden Wochen noch immer auf ihre einzigartige Weise anwesend, damit die Überraschung auch garantiert funktionieren würde. Aber dazu, sowie auch über Gipsy, in meinen folgenden Blogbeiträgen mehr.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (Cherie, so wie wir sie liebten, September 2000 - Juni 2010)

Montag, 2. Februar 2015

Vorsicht – Gefährliches Raubtier!


Heute will ich über ein Erlebnis berichten, das ich vor etwa zwei Wochen hatte und welches mir noch immer ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert.

Es war ein Donnerstagabend, als mein Nachbar vor der Tür stand und mich um Hilfe bat. In seinem Gästehaus würde am Freitag eine Gruppe anreisen, aber dort hätte sich jetzt eine wilde Katze einquartiert, die jedoch nicht bleiben könnte, weil sie für die Gäste gefährlich werden würde. Ich wunderte mich und fragte ihn, wie er denn auf die Idee kommt? - Er hätte es nicht geschafft, sie rauszubekommen, sie wäre wild und er wäre schon der Verzweiflung nahe. Nun ja, im Katzeneinfangen habe ich ja so meine einschlägigen Erfahrungen, immerhin hatte ich vor einigen Monaten meinen aktuellen Familienzuwachs, der auch reichlich wild war, eingefangen und inzwischen ist dieser (fast) handzahm.

Ich schlug ihm vor, meinen Lebendfangkorb auszuleihen, um das vermeintlich wilde Tier einzufangen. Die Idee fand er super, nur leider stellte sich heraus, dass er so gar nicht mit dem Ungetüm umgehen konnte, selbst nach meiner Vorführung und Erklärung der Funktionsweise nicht. Meine Güte, ein gestandener Mann von über 50, der das Gemüt eines Bauern hat, schafft es nicht, einen Fangkorb zu bedienen und damit eine Katze einzufangen? DAS konnte ich kaum glauben! Nun gut, ich bot an, mit ihm zum Gästehaus zu gehen und mir die ganze Sache mal anzuschauen. Und so gingen wir – er mit dem Fangkorb bewaffnet, ich mit etwa drei Handvoll Trockenfutter in einer Tüte – zum Gästehaus.

Schon auf dem Weg dorthin erzählte er mir, dass er die Katze das ganze letzte halbe Jahr hat rumlaufen sehen, aber da war sie ja draußen. Nun jedoch, wo die Nächte empfindlich kalt sind, hat sie sich wohl ein warmes Plätzchen gesucht. Ebenso schilderte er mir seinen Einfangversuch, bei dem die Miez nicht nur die Wand hochlief, sondern ihn auch noch angegriffen hat, sodass er weggelaufen ist. Im Laufe seiner blumigen Erzählung wuchs in meinem Gehirn die vermeintliche Katze zu einem gefährlichen Löwen heran.

Im Gästehaus angekommen (nur einige Meter von mir entfernt), stellte er den Fangkorb in sicherer Entfernung auf den Boden und zeigte mit dem Finger auf das Ungetüm, das sich ängstlich in einer Türnische verkrochen hatte. Sofort verwandelte sich in meinem Kopf der gemeingefährliche Löwe in einen schwarzen Mini-Puma und ich fragte ganz ungläubig: Du meinst tatsächlich diese Miez? – Er war immer noch von der Gefährlichkeit überzeugt, während ich mir kaum noch ein Lachen verkneifen konnte.

Vorsichtig näherte ich mich dem schwarzen Mini-Puma, der noch recht jung aussah, und sprach ihn an: Hey Schnulli, was machst Du denn hier? – „Schnulli“ sprang sofort auf, reckte und streckte sich, gab mir ein „Miauuuu“ als Antwort, kam freudig auf mich zugelaufen und strich mir um die Beine. Also beugte ich mich herunter, und während ich „Schnulli“ hinter dem Ohr kraulte, begann der Mini-Puma sofort mit einer wahren Schnurrattacke. Nach einer kurzen Untersuchung konnte ich feststellen, dass es sich um einen kastrierten Kater handelte, und nahm ihn auf den Arm, wo er seine Kuschelattacke in meinem Gesicht fortsetzte. Mit einem breiten Grinsen drehte ich mich zu meinem Nachbarn um, dem förmlich die Augen aus dem Kopf fielen und die Kinnlade auf die Schuhspitzen knallte. „Sieht so ein gefährliches Raubtier aus?“ fragte ich ihn. Der arme Mann verstand die Welt nicht mehr.

Nach kurzer Überlegung, was nun mit dem kleinen Kerl geschehen sollte (in der Zeit hatte er mal eben das mitgenommene Trockenfutter inhaliert – also der Kater und nicht der Nachbar!), nahm ich ihn vorläufig mit. Nun ja – sagen wir es mal so: „Schnulli“ lief wie ein Hündchen neben mir her, um auch ja nicht den Weg zu verpassen. Also erst mal herein in die gute Stube. Erfreulicherweise zeigten sich meine vier Stubentiger von ihrer freundlichsten Seite und der Herrenbesuch sah sich gleich mal um. In der Zwischenzeit stieß ich auf der Seite des Tierheims auf die Telefonnummer der Tierambulanz, die außerhalb der Öffnungszeiten für Notfälle jeglicher Art zuständig ist. Ich rief dort an, schilderte mein Anliegen und keine halbe Stunde später stand ein netter Herr mit Transportkorb und Lesegerät bewaffnet vor der Tür. Nach einem kurzen Scan konnten wir feststellen, dass Katerle gechipt war und mittels einer Suchseite ermittelten wir auch die Besitzerin und erfuhren, dass der Kater noch keine zwei Jahre alt war. Der Tierambulanz-Mitarbeiter rief bei der Besitzerin an, hatte jedoch nur die Eltern am Telefon, da ihre Tochter im Krankenhaus arbeitete.

Die Eltern fielen aus allen Wolken, wussten jedoch nicht, ob ihre Tochter den Kater noch zurücknehmen würde, denn immerhin hätte sie sich vor sieben Wochen eine neue Katze zugelegt, nachdem der Kater tatsächlich seit einem halben Jahr verschwunden war. Durch Straßenbauarbeiten hat der kleine Mann wohl den Weg nicht mehr zurückgefunden. Während des längeren Gesprächs überzeugte er die Eltern, dass sie Katerle doch vorläufig wieder aufnehmen. Einige Tage später erhielt ich von der jungen Frau die Rückmeldung, dass Joopie, so heißt der Kater, wieder bei ihr wäre und sich mit Diva (die allerdings ihrem Namen gerecht zu werden scheint) bereits anfreunden würde. Und die Besitzerin war happy, endlich ihren kleinen Kerl wieder zurückzuhaben. Ende gut – alles gut!

Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.



Bildquelle: Ich (Blacky - man sehe es mir nach, dass ich vom Herrenbesuch kein Foto gemacht habe ;-) )