Donnerstag, 21. Mai 2015

Junge Katze, gleichaltrige Katze oder ältere Katze – bei diesem Thema fahren nicht nur die Katzen die Krallen aus



Eigentlich wollte ich Euch nun endlich die Fortsetzungsgeschichte weiter erzählen, aber derzeit stehen mir laufend die Haare zu Berge. Ich befinde mich in der einen oder anderen Katzengruppe, die sich so bei Facebook tummeln. Und was dort so manche selbst ernannten Katzenspezialisten, die am besten auch noch keine andere Meinung als die ihre dulden, von sich geben, treibt mir so manches Mal die Lachtränen in die Augen, aber führt auch genauso zu dem einen oder anderen Schleudertrauma, weil ich aus dem fassungslosen Kopfschütteln nicht mehr heraus komme. Ich selber darf zwar inzwischen auf eine Katzenerfahrung von 23 Jahren zurückblicken, aber ich würde mich niemals als die absolute Spezialistin bezeichnen, denn auch ich lerne immer noch dazu. Und schon gar nicht würde ich versuchen, anderen meine Meinung als die einzig Wahre aufzudrängen.

So musste ich neulich lesen, dass es bei Katzen den sogenannten „Welpenschutz“ nicht geben soll. Nun, in der ganzen Tierwelt genießen die kleinen Tierbabys und Tierkinder bis zu einem gewissen Alter diesen Schutz. Warum, bitte schön, sollte dies ausgerechnet bei Katzen anders sein? Angeblich würden ausgewachsene Katzen, wenn man eine kleine Katze hinzu holt, den Neuzugang als Eindringling ansehen und sich somit ein Konkurrenzdenken einstellen. Da allerdings in dieser besonderen Gruppe allgemein der Grundgedanke vorherrscht, dass man sich doch bitte schön nicht immer nur die niedlichen Babykatzen zulegen sollte, sondern sich lieber im Tierheim für eine ausgewachsene Katze im etwa gleichen Alter entscheiden sollte, die sonst länger als unnötig dort ihr Leben fristen würde, denke ich mehr, dass daher der Wind weht – eigentlich ist es schon eher ein Orkan oder gar ein Tornado. Nun ist einerseits dieses Denken zwar sehr löblich, denn es gibt natürlich genügend ausgewachsene Katzen, die sich sehnlichst eine neue Familie, die sie aufrichtig liebt und ihnen ein schönes Zuhause gibt, wünschen. Aber grundsätzlich kann es mit jeder Katze als Spielkumpel gut gehen oder eben auch nicht.

Weiter stellt sich mir die Frage, ob nur ich das wahnsinnige Glück habe, so soziale Stubentiger zu haben, die bei den kätzischen Kleinkindern sofort die Mutter- oder Vaterrolle übernehmen, sie erziehen und ihnen all das beibringen, was eine gute Katze halt so wissen sollte. So ist es mir nämlich bereits zwei Mal gegangen.

Als wir damals im Tierheim waren, um einige Spenden abzugeben, wurden wir gefragt, ob wir nicht im Katzenhaus vorbei schauen wollten. Da wir uns eh mit dem Gedanken trugen, unserer achtjährigen Gipsy einen Kumpel zu bescheren, sagten wir zu. Wir haben uns sehr viel Zeit für die Auswahl genommen und nicht einfach nur mal eben geschaut, ausgesucht und mitgenommen. Immerhin war Gipsy sehr dominant. So fielen einige Katzen bereits bei der Wahl durch. Cherie hingegen, die zu dem Zeitpunkt 10 Wochen alt war, spielte in der ganzen Gruppe eine untergeordnete Rolle, war damit auch einverstanden und machte trotzdem ihr Ding. Zu Hause lief sie gleich ganz wacker durch die Wohnung, wurde von Gipsy den Abend und die Nacht angefaucht, ohne pfotengreiflich zu werden. Am nächsten Morgen war der Drops gelutscht und unsere kluge Gipsy hatte die Pflegemutterrolle und die Erziehung übernommen. Die Pflegetochter lernte von da an alles, was eine gute Katze in unserem Haushalt so wissen sollte – unter anderem auch die Frechheiten, versteht sich.

Ricky war bereits erwachsen, als er vor einigen Jahren meinen Mädelhaushalt bereicherte. Hier gab es schon mehr Zoff, allerdings ließ der Kerl mir auch keine Wahl. Er hatte sich nämlich schon länger mit uns beschäftigt und uns einfach adoptiert. Allerdings wollte er sofort die Chefrolle übernehmen, was Jeanny gar nicht witzig fand. Ihre Position ankratzen??? Wo kommen wir denn da hin?? Ich warf ihn kurzerhand wieder raus (was mir in der Seele wehtat, aber in dem Moment musste ich an meine Mädels denken), er stand jedoch nach zwei Tagen wieder vor der Tür und bettelte um Einlass. Er würde jetzt auch ganz brav sein – so versprach mir sein Blick. Selbstverständlich bekam er seine zweite Chance. Und tatsächlich, er war von nun an auch ganz brav. Aber die folgenden Wochen waren meine Mädels zunächst nicht not amused – zumindest nicht so ganz wirklich. Als ich einige Wochen später über Nacht nicht zuhause war, haben sie die ganze Angelegenheit mal gepflegt ausdiskutiert – also Ricky und Jeanny. Blacky wird ihn möglicherweise, wie sie es immer macht, mal ordentlich angefaucht und einen Pfotenhieb verpasst haben und dann werden keine weiteren Diskussionen geduldet. Jedenfalls kam ich nach Hause, fand jede Menge Fellflocken im ganzen Wohnzimmer verstreut vor. Und was taten die beiden Streithähne? Nebeneinander am Fenster sitzen und die Vögel beobachten – so, als wenn ja nie was gewesen wäre. Von dem Zeitpunkt an war Ricky von beiden Damen akzeptiert, die halbjährlichen Streitigkeiten um die Führungsposition mal ausgeschlossen.

Letztes Jahr hat Speedy nun das Katzenteam verstärkt. Bei seinem Einzug war er vier Monate alt, während Cherie und Ricky 5 Jahre alt waren und Blacky 14 Jahre. Und auch hier gab es keinerlei Probleme. Ricky übernahm umgehend die Pflegevaterrolle, die Mädels übten sich noch einige Wochen in vornehmer Zurückhaltung. Geputzt wurde er von Anfang an und es gab mit keiner der Großen wirklich Streit. Die leichten Fauchattacken der Mädels waren ebenfalls nur von kurzer Dauer. Jeanny als Pflegemama und Cheffin vom Dienst bringt ihm viel bei, auch das, was er besser nicht lernen sollte, und mit Blacky liegt er seit einigen Monaten immer gerne auf dem Bett.

Also grundsätzlich würde ich, wenn bereits eine ältere Mieze im Haus das Regiment übernommen hat, zu einem jüngeren Stubentiger raten. In einem Katzenhaushalt, in dem bereits mehrere Fellnasen vorhanden sind, kann es auch zweifelsohne mit einer erwachsenen Mieze gut gehen. Ich rate jedoch immer dazu, sich bei der Auswahl des neuen samtigen Mitbewohners viel Zeit zu nehmen. Jeder wird seine Fellpopos und deren Charaktereigenschaften am besten kennen. Wenn also die Miez dominant ist, dann sollte der Neuzugang keineswegs diese Position für sich beanspruchen wollen. Endlose Streitigkeiten und Diskussionen sind schon fast vorprogrammiert. Ein absoluter Duckmäuser sollte es aber auch nicht sein, denn natürlich soll sich auch der Neuzugang zu einer glücklichen Mitbewohnerin entwickeln können. Wer seine samtigen Lieblinge kennt und mit ihnen ein gewisses Band aufgebaut hat, kann sich zweifelsohne auf sein Gefühl verlassen und wird schon fast automatisch die richtige Entscheidung treffen.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (meine Sternenkatze Cherie beim Nickerchen auf dem Kratzbaum)

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