Dienstag, 11. August 2015

Der Frikadellen-Dieb – Oder: Wenn es plötzlich ganz verdächtig still wird



Wenn es auf einmal in der Wohnung verdächtig still wird, dann sollte man der Sache mal gründlich auf den Grund gehen. Das ist nicht nur bei kleinen Kindern so, sondern trifft auch auf unsere Fellmäuse zu. Dies lässt mich wiederum zu dem Schluss kommen: Katzen sind doch irgendwie auch wie Kinder.

Ein paar Jahre, nachdem Gipsy zu mir fand, bin ich in eine größere Wohnung umgezogen. Der Umzug stellte sich als sehr einfach dar, es ging nämlich nur eine Tür weiter. An einem frühlingshaften Freitag – es war ein Tag vor meinem Geburtstag – hatte ich mir freigenommen. Ich putzte und wienerte die Wohnung, was das Zeug hielt – selbstverständlich unter den mehr oder weniger kritischen Augen meiner Gipsy, die sich immer wieder Möglichkeiten einfallen ließ, um mir ausgiebig zu helfen. So vertrümmte sie den Fuß des Staubsaugers und jagte dem Putzlappen hinterher. Hausarbeit kann ja sooo viel Spaß machen, Mama. Nun ja, wenn Frau es eilig hat und was wegschaffen will, weil die To-Do-Liste noch voll ist, dann ist die Freude doch sehr einseitig. Aber wirklich böse sein konnte ich ihr nicht.

Nachdem ich nun die Putzarie erledigt hatte, machte ich mich daran, die ersten Vorbereitungen für meinen bevorstehenden Geburtstag zu treffen. Es sollte kleine Frikadellen mit Kartoffelsalat geben. Also drehte ich den halben Vormittag unzählige kleine Frikadellen, die ich nacheinander in der Pfanne gebraten habe. Die fertigen Frikadellen sammelte ich in einer großen Schüssel, die ich zum Abkühlen stehen ließ. Als ich endlich fertig war, überlegte ich mir, dass eine kleine Mittagsstunde jetzt fein wäre, bevor ich mich weiter mit den Vorbereitungen beschäftigte. Kaum gedacht, lag ich auch schon auf dem Sofa. Dass Gipsy weit und breit nicht mehr zu sehen war, fiel mir dabei noch nicht einmal wirklich auf, denn immerhin war ich morgens bereits in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gefallen und dementsprechend müde. Zufrieden mit den Dingen, die ich von der Liste streichen konnte, kuschelte ich mich in meine Wolldecke und segelte sanft in das Land der Träume.

Nach etwa einer Stunde wachte ich auf und wunderte mich, wieso Gipsy eigentlich nicht in meiner Nähe lag? Überhaupt fand ich es sehr ruhig, sie war noch nicht einmal mit Spielen beschäftigt. Und während ich mich noch so fragte, wo Gipsy wohl nun wäre, erhob ich mich vom Sofa. Als ich an der Küche vorbei ging, schaute ich eher zufällig hinein. Und was musste ich sehen? Eine schmatzende Katze, die sich gerade ganz genüsslich eine Frikadelle aus der Schüssel angelte! Wer jetzt aber denkt, dass sie bereits die Schüssel halb leer gefressen haben müsste, der irrt sich gewaltig. Madame Gipsy zog es vor, sich die eine oder andere Frikadelle unter die Kralle zu reißen, ein paar Mal abzubeißen und sich dann die nächste zu holen. Sie lief noch nicht einmal weg, als ich sie ertappte, sondern blieb in aller Seelenruhe sitzen und sah mich mit einem Blick an, der sagte: Mama, ich wollte nur mal testen, ob auch wirklich alle Fleischbällchen gleich schmecken.

Auch wenn ich empört mit ihr schimpfte, musste ich innerlich doch lachen. Um die Schüssel herum lagen etwa sechs angefressene Frikadellen. Jedoch hatte ich – wie so häufig – eigentlich viel zu viele gebraten, sodass ich noch stets genug für den folgenden Tag hatte. Aber Frikadellen oder sonstige Nahrungsmittel, die auch ihren Gaumen interessieren könnten, habe ich nie wieder offen stehengelassen.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn mir Katzenhalter erzählen wollen, dass ihre Katzen ja nirgends beigehen und so etwas noch nie gemacht haben. Irgendwie scheine ich immer das Glück zu haben, ganz besonders diebische Fellpopos zu erwischen, denn selbst heute darf ich nichts unbeobachtet stehen lassen, andernfalls könnte es sein, dass es Beine bekommen hat und weggelaufen ist.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (meine Sternenkatze Gipsy - immer eine große Hilfe bei der Hausarbeit)

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