Sonntag, 19. März 2017

Vom Leben und Treiben der Vogelwelt im Garten – Oder: Ein Horrorfilm im Katzenkino

Heute will ich aus gegebenem Anlass eine ganz andere Geschichte erzählen, die eigentlich nur indirekt mit meiner Fellbande zu tun hat, nämlich dass sie (oder zumindest teilweise) möglicherweise Zeugen eines Vorfalls geworden sind, der sogar mir die Tränen in die Augen trieb.

Allerdings – es sei mir verziehen – muss ich ein wenig weiter ausholen. Ende Oktober letzten Jahres wurde ich durch ein zauberhaftes Taubenpärchen adoptiert. Es handelt sich hierbei nicht um die gemeine Straßentaube oder um die Türkentaube, von der sich hier in meiner bunten Vogelwelt im Garten auch regelmäßig zwei Pärchen zur Fütterungszeit einfinden. Vielmehr hat ein Zuchttaubenpärchen Einzug gehalten. Um welche Rasse es sich handelt, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Ich muss zugeben, dass ich bis dato absolut null Ahnung von dieser Vogelgattung hatte. Was ich bis jetzt darüber weiß, habe ich mir in den letzten Wochen und Monaten mehr oder weniger mühsam angelesen und weitestgehend verinnerlicht.

Zu wem die beiden Täubchen (das Männchen ist braun-weiß, das Mädchen schwarz-weiß) gehören, kann nicht nachvollzogen werden, denn beiden fehlen jegliche Ringe an den kleinen Beinchen. Es gibt Vermutungen seitens meines Nachbarn, aber die lassen sich nicht mehr bestätigen, da die Zucht bereits im letzten Jahr aufgegeben wurde. Ebenfalls hatte ich einen weiteren Taubenzüchter in der Nähe angeschrieben, aber auch dies blieb ohne weitere Antwort. Nun gut, dachte ich mir, da sie sich eh als Dauergäste in meinem Garten einquartiert hatten, bleiben sie dann halt auch. Das Wildvogelfutter fand ihren Geschmack, die Erdnüsse in dem Futter waren (und sind es auch heute noch) ihr ganz persönliches Highlight. Ich gab ihnen den Namen Aramis und Eliza. Wie ich auf die Namen gekommen bin? Ich habe nicht darüber nachgedacht. Als ich sie ansah, schossen sie mir einfach in den Kopf.

Nun gingen wir jedoch der kalten Jahreszeit entgegen, ich machte mir Sorgen, wie sie wohl den Winter überstehen würden. Dank des Internets lernte ich, dass ihnen ein geschützter Platz, der an drei Seiten geschlossen ist, bereits ausreicht. Nun, das war kein Problem, denn sie hatten sich bereits auf die Mülltonnen, die in einem überdachten und von drei Seiten geschlossenen Gang stehen, niedergelassen. Genau dahinter hatte ich noch Platz, lediglich eine ungenutzte Plastikbox stand dort auf dem Boden herum. So wuchs bei mir die Idee, darauf einen kleinen Turm aus nicht mehr benötigten Kartons zu bauen. Den letzten Karton stellte ich so auf, dass sie von vorne reinfliegen oder von der Mülltonne hineinspringen konnten. Mir ist natürlich bewusst, dass dies nur eine Notlösung ist, aber zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, ob sie auch tatsächlich dauerhaft bleiben werden. Vielleicht gefällt ihnen der Platz doch nicht, eventuell fliegen sie doch wieder zurück? Fragen, die sich nicht umgehend beantworten ließen. Dennoch machte ich es ihnen so gemütlich wie nur möglich. Die Seitenlaschen waren eingeklappt, wobei ich die unterste etwas höher stehen ließ und damit sie es noch etwas wärmer haben, legte ich ihnen eine herrlich dicke Lage Wochenzeitung hinein. Dies war nicht ganz uneigennützig, denn somit gestaltete sich auch die Reinigung deutlich einfacher, da ich immer nur eine oder zwei Lagen entfernen musste. Auch auf dem „Dach“ legte ich eine dicke Lage Zeitung, mit zwei Tesastreifen am Karton befestigt.

Nun hieß es warten, ob ihnen dieses neue Zuhause auch genehm war. Und ja, nach genauem Inspizieren saßen sie schon auf dem Dach und sogar drinnen. Ich durfte also meinen ersten Versuch, ein Taubenhaus zu „bauen“, als Erfolg verbuchen. Nach einigen Wochen gesellte sich noch ein schwarz-weißes Taubenmädchen dazu. Sie sah mir etwas schwach aus, erholte sich dank des Futters jedoch schnell. Auch sie fand die Behausung sehr angenehm, aber drei sind nun mal leider einer zu viel. Serafina (wie ich das Mädchen nannte) flog nach einigen Wochen gut gekräftigt weiter. Wohin, entzieht sich meiner Kenntnis. Sie war einfach nicht mehr da.

So zog der Winter ein, Aramis schleppte fleißig Ästchen ins Haus, die ich aber – unwissend, wie ich war – wieder ausräumte. Fand er nicht so lustig, denn er schleppte sie wieder hinein. Bis ich dahinter kam, dass diese nur das Häuschen gemütlicher und wärmer gestalten sollten. Immerhin stellen wir uns ja auch Möbel in die Wohnung und leben nicht in kahlen Räumen.
Selbst an den kältesten Tagen flogen sie raus, wenn ich mit dem Futter kam, und liefen mir um die Füße herum. Der große Untersetzer meines Steingutblumentopfs wurde kurzerhand als Wassertränke umfunktioniert, auf dem man sogar prima rumrutschen kann, wenn das Wasser gefroren ist. Allerdings habe ich ihnen schön brav jeden Morgen und jeden Nachmittag das Eis mit warmem Wasser wieder in normales Wasser verwandelt. Denn ohne Trinken geht es ja nun mal nicht.

Anfang Februar passierte dann etwas Unerwartetes, aber dennoch ganz Wunderbares. Aramis baute seiner Angebeteten (auch wenn sie sich so manches Mal wie die Kesselflicker um das Futter gestritten haben, im nächsten Moment schnäbelten sie aber schon wieder) ein schönes, kuscheliges Nest – nur leider nicht im Haus. Vielmehr zog er es vor, am Boden in der verbliebenen Ecke neben dem ungenutzten Plastikbehälter in rekordverdächtiger Zeit das Bett zu zaubern. Ganz eifrig wurde ein Ästchen nach dem anderen geholt und zugegebenermaßen sogar recht kunstvoll verbaut. Wo und vor allem von wem hatte er das denn nur gelernt? Mir schwante es, aber da es noch recht kalt war, dachte ich mir, dass das Vergnügen ohne Folgen ausbleiben würde, denn wie ich auch bereits wusste: Tauben legen genau zwei Eier, aber werden sie kalt, weil Mama und Papa auf Fiedel und Zwutsch sind, anstatt auf den Eiern zu sitzen, dann war es das mit dem Nachwuchs.

Nachdem das Nest fertig war und die Zustimmung von Eliza gefunden hatte, saß sie auch schon drin. Liegekomfort war prima, Ecke schön geschützt – es konnte also losgehen. Und es ging auch los. Nur wenige Tage später, an einem Freitag, war sie nicht mehr aus dem Nest zu bekommen. Hurra, das erste Ei lag im Nest und ich durfte einen ganz winzig kleinen Blick drauf werfen. Ich wusste auch inzwischen, dass Tauben genau zwei Tage später ein zweites Ei legen würden. Und siehe da, Sonntagmorgen war es passiert. Nun musste selbst Papa Aramis ran und die Eier warmhalten. Nur nahm der freundliche Herr seine Arbeit wohl noch nicht wirklich ernst, denn als ich eine Tonne wegschob, um nach ihm und seinen werdenden Nachwuchs zu schauen, ergriff er die Flucht. Also das müssen wir aber noch mal üben, dachte ich mir, denn Eliza hatte mich lediglich angegurrt, blieb aber sitzen. Mir blieb jedoch die Zeit, ganz schnell ein Foto von den zwei Eiern zu machen. Kaum die Tonne wieder zurückgeschoben, wurde Aramis von seiner Frau schimpfenderweise zurückgescheucht. Von da funktionierte es.

Ich rechnete aus, dass die Kurzen pünktlich zu Karneval Ende Februar schlüpfen müssten. Karneval war vorbei und ich sah Eliza immer noch im Nest hocken. Jetzt musste ich der Sache doch mal auf den Grund gehen. Tonne weg, in die Ecke hocken, vorsichtig mit der Hand in die Richtung der Plastikkiste und schon erhob sie sich ein Stückchen – natürlich nur unter Protest. Das Einzige, was ich sah, war etwas braun-weißes, rundliches Etwas. Ich war enttäuscht, denn dies sah aus, als wenn die Eier am Verfaulen waren. Nur fragte ich mich, ob Eier eigentlich auch im Laufe der Zeit größer werden könnten, denn irgendwie sahen sie anders aus.

Einen Tag später inspizierte ich wieder das Nest, aber dieses Mal war Eliza kooperativer. Sie erhob sich wieder und präsentierte mir voller Stolz ihren Nachwuchs: zwei süße kleine, aber noch kahle Taubenküken. Das, was ich also einen Tag vorher sah, waren gar nicht mehr die Eier, sondern schon die Kleinen. Ich war begeistert und habe sie natürlich kräftig gelobt. Zwischendurch verließ sie mal kurz das Nest und ich nutzte die Gunst der Stunde, um die Entwicklung der Kleinen wieder mittels Fotos zu dokumentieren. Ich muss zugeben, ich war mindestens genauso stolz, wie die Eltern. Immerhin haben sie ihr neues Zuhause insoweit angenommen, dass sie ihre Kinder hier bekommen haben.

Von nun an wuchs die Futtermenge enorm an. Kam ich mit dem Futterbecher nach draußen, flogen sie mir abwechselnd schon im Tiefflug über den Kopf. 10 cm tiefer und sie hätten auf meinem Kopf landen können. Körner, Erdnüsse (von nun an auch gerne die gehackte Version) und sogar Brot waren absolut gefragt. Über die Reste freuten sich gleichzeitig die Spatzen, Dohlen, Amseln, Rotkehlchen, ab und an die Möwen und natürlich die Türkentauben.

Ich schaute von nun an täglich nach dem Nachwuchs. Inzwischen waren sie etwa eine Woche alt und bereits so groß, dass Mama und Papa gleichzeitig für Futter sorgen mussten. Ich konnte meine Finger natürlich nicht stillhalten und strich den Kleinen ganz vorsichtig über den Kopf. Meine Güte, was sind kleine Küken doch warm. Die Kurzen wuchsen nicht nur im Eiltempo, sondern entwickelten jetzt auch ihr Fell. Eines war fast weiß mit einer braunen Schwanzspitze und eines fast schwarz mit einem weißen Hinterteil. Das Schwarze – ich vermute, dass es ein Mädchen war – war eine ganz ruhige Vertreterin. Sie schien die Streicheleinheiten sogar zu genießen. Das andere – wahrscheinlich ein kleiner Junge – war einerseits etwas ängstlicher, aber andererseits auch der größte Krachmacher. Fing dieser kleine Steppke das lautstarke Fiepen an, stand Mama bereits beruhigend gurrend hinter mir.

Die Eltern ließ ich inzwischen die Erdnüsse aus meiner Hand futtern, sogar das Futter wurde gerne so genommen. Die anfängliche Scheu von Mama Eliza legte sich, was sicherlich auch der Verdienst vom deutlich frecheren Papa Aramis ist.

Nachdem der Nachwuchs etwa zweieinhalb Wochen alt war, hatte ich das Gefühl, dass das Junggemüse bald mal aus dem Nest schlendern wird, um sich umzusehen. Nach meinen Informationen wurden sie jetzt nicht mehr nur mit einem durchgeweichten Körnerbrei gefüttert, sondern befanden sich schon in der zweiten Fütterungsstufe der teilweisen Körnerfütterung. Die dritte Stufe, nämlich die vollständige Körnerfütterung, sollte in einigen Tagen beginnen. Da macht es doch Sinn, mal zu schauen, woher ihr Futter eigentlich kommt. Ich durfte sogar der Fütterung der Kleinen beiwohnen, wenn auch aus sicherem Abstand. Ich war ganz verliebt in die kleine Familie, die sich so super entwickelte. Dies ist wohl auch der Grund, dass mich das, was vor wenigen Tagen passierte, fassungslos machte.

Es war Montagmorgen, ich war schon früh wach und wirbelte erst einmal im Haus rum. Draußen schien die Sonne, es versprach, ein herrlicher Frühlingstag zu werden. Dass dieser Tag jedoch eine unglaubliche Wendung – und dies schon am Vormittag – nehmen würde, war mir da noch nicht klar. Es war etwa 10 Uhr und ich lief, wie jeden Morgen, erst nur mit meinen Gartenhandschuhen bewaffnet, nach draußen, um die Steinplatten im Garten vom Taubenunrat zu befreien. Ich entschuldigte mich noch bei den Kleinen, dass ich in der Nähe des Nestes auch mal eben die Steine mit dem Schlauch reinigen musste, aber das kannten sie ja schon. Nachdem ich fertig war, schob ich – wie jeden Morgen – die Biotonne zur Seite, krabbelte in die Ecke, und ich sah…… NIX! Das Nest war leer! Ich glaubte meinen Augen nicht. Wo waren die Kleinen denn nur? Das konnte doch noch gar nicht sein? Der ganze Garten wurde abgesucht – nichts. Waren sie unter der Tür hindurch entwischt? Ich alle Gänge abgesucht – nichts. Zur Seitenstraße gelaufen, sogar dort in die Gärten geschaut – nichts.



Das letzte Foto der Kurzen
Ich lief zurück und war ratlos. Die Eltern saßen auf der Mauer zum Nachbarn und suchten ebenfalls ihre Kleinen. Fressen? Erdnüsschen? Vergiss es! Sie nahmen fast nichts aus meiner Hand und auch nicht vom Boden. Stundenlang grübelte ich, was passiert sein könnte. Es ließ mir keine Ruhe und so ging ich am Nachmittag erneut in den Garten. Auf einmal fielen mir einige Blutflecken auf, die sich wie eine Spur von der Wasserschüssel bis Anfang in die Richtung des schützenden Nestes zog. Und da war mir klar, was passiert war. Schon seit letztem Sommer schaut immer mal Frau Sperber bei mir vorbei. Leider hatte sie es bereits zweimal geschafft, sich auch Lebendfutter zu holen, das zweite Mal ein Spatzenmännchen. Die letzten Monate waren ihre „Beutezüge“ bei mir jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Entweder waren meine Nachbarn in ihrem Garten oder ich in meinem, sodass ich sie nur hoch oben fliegen sah. An diesem Morgen jedoch war es anders und wahrscheinlich war sie nicht alleine. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wie es abgelaufen ist, vermutete aber, dass Eliza und Aramis es sehr wohl wussten.

Ich war mir nur sicher, dass wir auf die Rückkehr des Nachwuchses nicht mehr zu warten brauchten, und machte mich am nächsten Morgen schweren Herzens an die Räumung des Nestchens und die Eckenreinigung. Aramis und Eliza liefen selbst danach noch immer wieder in die Ecke und suchten ihre Kleinen, fraßen nur wenig und saßen ansonsten im Garten. Sie trauerten, dass es mir das Herz zerriss – und ich konnte ihnen nicht helfen. So zog es sich noch die ganze Woche hin. Inzwischen sitzen sie jedoch eng beieinander im Karton.

Heute Morgen beobachtete ich jedoch einen ersten, zarten Versuch, ein Nest zu bauen. Noch nicht wirklich ernst gemeint, aber immerhin. Aramis suchte im Beet ein Ästchen und legte es wieder ab. Daraufhin nahm Eliza diesen kleinen Ast, testete ihn auf seine Brauchbarkeit und legte ihn auf die Steinplatten. Dort lag er nun, bis Aramis wieder daran vorbeilief, ihn aufnahm und ihn in den Karton brachte. Aber auch da wurde er nur abgelegt. Ob sie nun hier wirklich ihr nächstes Nest bauen werden oder sich damit nur die Fläche auspolstern wollen – dies wird die Zeit zeigen. Sein Werben um seine Liebste nimmt allerdings ganz langsam immer mehr zu und ich denke, hier wird sich schon bald wieder „Eier-Zuwachs“ einstellen. Dies ist für mich das Zeichen, jetzt flugs eine Brutschale und noch einige Fake-Eier zu besorgen, da Täubchen relativ häufig im Jahr Eier legen können und ich somit die Geburtenrate kontrollieren kann. Allerdings habe ich beschlossen, dass sie es noch einmal mit Nachwuchs probieren dürfen.


Eliza und Aramis trauern


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.


Bildquelle: Ich

Sonntag, 19. Februar 2017

Wenn eine kleine Dackeldame die Katzenbande aufmischt




Das Jahr 2016 gerät immer mehr in Vergessenheit und der Winter scheint sich noch nicht entscheiden zu können, ob er sich wirklich zurückzieht und Platz macht für den nahenden Frühling. Zeit also, doch noch einmal zurückzuschauen.

Eines der Highlights des Jahres 2016 war sicherlich der Besuch einer kleinen Dackeldame, die selbstverständlich mit ihrem Frauchen und Herrchen kam. Bei dem Frauchen handelt es sich um meine liebe FB-Freundin und Kollegin Claudia. Ein Besuch war bereits einige Monate eher abgesprochen, allerdings erst für den Spätsommer. Dass dieser Besuch dann doch schon Ende Juli stattfand, war dem Umstand zu verdanken, dass sie nur etwa 200 km entfernt zu tun hatten. Allerdings war sie bis zu dem Moment, wo sie bei mir vor der Tür standen, bang, dass ich sie letztendlich doch nicht sehen will – so wie sie es bereits mit einer anderen Kollegin auf einer Nordseeinsel erlebt hatte.

Dackeldame Lucy hingegen interessierte das alles überhaupt nicht. Sie sprang fröhlich aus dem Auto und begrüßte mich erst einmal. Auch der Vorgarten war für sie sehr interessant – es gab ja schon da so viel zu entdecken. Wir Menschen hingegen hatten somit Zeit, uns zu begrüßen. Kaum im Haus, lief Lucy zunächst schnurstraks zum Wassernapf der Katzen. Und *zack* war der leergesoffen. Auch die Futternäpfe wurden ausgiebig untersucht. Prima, Katzen!!! Aber wieso lag in den Näpfen nun kein Willkommensgruß für sie? Ist ja unerhört!

Die Miezen fanden den – zumindest für sie – doch etwas unerwarteten Besuch nicht so witzig. Bevor wir uns versahen, waren sie alle in der oberen Etage entschwunden. Selbst Ricky, seines Zeichens der sozialste Leisetreter, der zumindest Katzen immer gerne freudig mit einem unsichtbaren Handschlag begrüßt, war nicht mehr zu sehen.

Wir hingegen begaben uns mit Dackellady Lucy zur Kirmes in die Musik- und Studentenstadt Tilburg. Wenn auch etwas spät, so waren wir doch nicht zu spät zum Highlight der Kirmes, dem „Rosa Montag“. An diesem Tag mutiert die ganze Stadt zu einer wahren Travestiehochburg. Wer dazugehören will, trägt auch irgendetwas in Rosa, was nicht bedeutet, dass man selber auch diesem illustren Kreis angehört. Gedacht, gesagt, getan. An einem der kleinen Stände besorgten wir uns umgehend eine rosa Mütze – so waren wir doch schon mal gut gekleidet und zeigten somit unsere Solidarität. Was so eine Mütze doch ausmacht?

Lucy hingegen brauchte all so einen Firlefanz nicht, sie zog auch so die Aufmerksamkeit auf sich. Um es kurz zu machen, wir schafften es zeitlich nicht, die gesamte Kermis zu sehen. Nun ja, die ist auch nicht gerade klein, aber innerhalb von fast 5 Stunden ist es doch möglich…. eigentlich. Der Grund war, dass Lucy ihre gefühlt fast komplette niederländische Verwandtschaft begrüßen musste. Und wenn es nicht das war, dann waren die Besucher auf eine ganz einzigartige Art und Weise so verzaubert, wie ich es noch nie erlebt hatte.

Nur meine Miezen, die waren nicht so verzaubert. Am späten Abend musste ich Speedy nach einer kleinen Jagd quer durchs Wohnzimmer hinter dem TV-Schrank herauspflücken. Immerhin sollte der Besuch mitsamt Lucy dort nächtigen. Mit Speedy im Raum wäre es wohl etwas sehr unruhig geworden. Auch am folgenden Tag ließen sich die Miezen nicht sehen oder drehten sich umgehend auf ihren Hinterpfoten um, wenn sie die Dackeldame sahen. Lucy verstand das überhaupt nicht, wie könnte man ihr denn nun widerstehen? Aber zwei Tage später geschah etwas Besonderes: Die Stubentiger gewöhnten sich an den vierbeinigen, schwanzwedelnden und leicht aufgedrehten Besuch. Solange sie ihnen nicht zu nah kam, war alles chicco. Jedoch war dies auch schon der letzte Tag, denn am Abend machte sich unser Besuch wieder auf die Heimreise. Ich möchte mal behaupten: Noch ein paar Tage länger und sie hätten sich alle zusammen in einem Raum aufhalten können. Aber dennoch schienen sie auch wieder zufrieden zu sein, ihr Reich für sich zu haben.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.


Bildquelle: Ich (Lucy trifft Verwandtschaft)

Montag, 23. Mai 2016

Wenn das Beste manchmal einfach nicht gut genug ist



Lange ist es her, dass ich an meinem Blog schrieb. Nun wäre es ja nicht so, dass mir die Themen ausgehen würden – mit Nichten. Aber manchmal ist es einfach die Zeit, die fehlt.

Ein kürzliches Schicksal jedoch möchte ich heute zum Anlass nehmen, außer der Reihe, und damit meine ich außerhalb der Geschichte um meine Miezenfamilie, einen Beitrag zu verfassen. Denn das Schicksal ging mir so sehr nahe, als wenn es mich selbst betreffen würde.

Wir alle Katzenhalter (und auch andere Tierhalter) geben jeden Tag, immer wieder auf das Neue, unser Bestes, damit es unseren Fellnasen an nichts fehlt. Und wenn uns etwas spanisch vorkommt, dann scheuen wir keine Mühen und Kosten, sie zum TA zu schleppen – zugegebenermaßen so manches Mal unter großem Protest der Vierbeiner. Sollte eine OP von Nöten sein, dann denken wir positiv, dass es unseren Stubentigern schon bald wieder gut gehen wird und alles ausgestanden ist. Nur was ist, wenn der Ausgang ein ganz anderer als der Erwartete ist?

Vor einigen Wochen musste meine Blacky in die Tierklinik, weil sie ganz schreckliche Zahnschmerzen hatte und so gar nicht mehr beißen oder gar fressen konnte. Da sie einen leichten Herzfehler hat, stellt für sie eine OP bereits ein gewisses Risiko dar. Nach einem Echo, das ergab, dass sich der Zustand des Herzens nicht verschlechtert hatte, stellte sich mir die Frage gar nicht, ob sie die OP auch wirklich schaffen würde. Ich war bei der Untersuchung dabei, hatte ihren Transportkorb mit einem getragenen T-Shirt von mir ausgestattet und ließ sie in der Obhut der Tierärzte. Nach etwa anderthalb Stunden wurde ich angerufen und mir wurde mitgeteilt, dass sie die OP gut überstanden hatte (es war eine schonende Inhalationsnarkose), sie zwei Zähne dichter an die zahnlose Omi war (ihr fehlen bereits drei Zähne, dessen Ausfall ich noch nicht einmal bemerkt hatte) und sie bereits fröhlich in die Runde schaute, was um sie herum so passierte. Ich war natürlich superhappy, aber ehrlich gesagt, habe ich den Ausgang auch gar nicht anders erwartet. Vielleicht gerade deswegen, weil die Erkrankung und das ganze Drumherum vorhersehbar war.


Aber das es auch ganz anders kommen kann, wurde mir vor einigen Tagen bewusst. Es gibt einfach Krankheiten, die nicht vorhersehbar sind, oder dessen Schwere erst dann sichtbar wird, wenn eine OP bereits begonnen ist. So war es auch mit dieser Miez. Die Besitzerin machte sich an den wenigen warmen Tagen, die wir bereits genießen durften, Sorgen, weil es der Miez scheinbar deutlich zu warm war. Eigentlich eine Lappalie, könnte man meinen. Und dann kam bei der Untersuchung eine erschütternde Diagnose, die man erst einmal verkraften muss. In diesem besonderen Fall ging es um eine Zwerchfellhernie. Bei dieser Krankheit handelt es sich um ein Loch im Zwerchfell, was sich für die darunter liegenden Organe gefährlich darstellen kann.

Gleichzeitig erfährt man jedoch, dass eine OP lebensrettend wäre. Sofern man dann wieder einen klaren Gedanken fassen kann, kommt im nächsten Schritt das Spiel zwischen Hoffnung, Angst, der Frage, wie man die Kosten wuppen soll, usw. usw. – und genau dieses Spiel wechselt sich über die nächsten Stunden ab, gepaart mit Unmengen an Tränen, die glatt den Goldfischteich im Garten füllen könnten.
Wichtig ist letztendlich aber nur, dass dem geliebten Fellpopo geholfen werden muss – egal, um welche Krankheit es sich handelt und wie auch immer die Hilfe funktionieren soll.

Dies haben wir als Gruppe auf die vielfältigste Art und Weise getan und wir haben dabei unser Bestes gegeben, so wie auch die Miezenmama. Ein OP-Termin war schnell ausgemacht, nur wenige Tage später sollte diese bereits stattfinden. Alles war geregelt und nun blieb nur noch, die mentale Unterstützung zu bieten. Niemand stellte es auch nur ansatzweise infrage, dass die kleine, wunderschöne Maus es nicht schaffen würde. Niemand hätte je nur einen Gedanken daran verschwendet, dass alles anders ausgehen könnte, wie es erwartet wurde. Denn eine OP kann doch das Leben retten und alles wird wieder gut. Und genau das ist der springende Punkt, den wir uns immer wieder vor Augen führen müssen: KANN, aber muss nicht immer zwingend.

Und genau dies war der Fall. Während der OP stellte sich heraus, dass die Erkrankung angeboren, das Zwerchfell bereits mit der Leber verwachsen war und somit die OP zu einem Risiko wurde. Vielleicht hätte ein vorheriger Ultraschall Aufschluss geben können, vielleicht aber auch nicht, denn die Röntgenbilder sprachen bereits eine eindeutige Sprache. Letztendlich verlief die OP dennoch gut, aber der kritische Teil stand noch bevor – die Aufwachphase. An dieser Stelle lassen wir uns nur allzu gern dazu hinreißen, diese zu unterschätzen. Ich gebe zu, ich spreche mich da keineswegs von frei. Warum sollte jetzt auch noch etwas schief gehen, die OP ist doch prima verlaufen? Jetzt nur noch eben schnell wach werden und dann ist alles chicco. Aber so einfach ist es manchmal halt nicht – auch nicht in diesem Fall. Im Gegenteil, hier stellte sich erst heraus, wie stark der kleine Körper tatsächlich ist und wie gut er den schweren Eingriff wirklich verzeihen würde. Um es kurz zu machen und Euch die Einzelheiten zu ersparen: Die kleine Maus wurde in dieser Zeit, in der von den Ärzten wirklich alles versucht wurde, ins Regenbogenland abberufen. Dass wir alle geschockt und unendlich traurig waren und noch sind (allen voran die Katzenmama), muss ich sicher nicht genauer erläutern. Uns wurden die Grenzen des Möglichen und die Endlichkeit des Lebens vor Augen geführt – und dies nur allzu deutlich und in einer so erschreckenden Art und Weise, dass wir uns nur machtlos fühlten.

Nun könnte man noch darüber sinnieren, ob man es mit der OP besser hätte sein lassen sollen. Eine Frage, die sich sicher jeder Tierhalter in solch einer Situation stellen würde, und genauso plagen einen Selbstvorwürfe und Schuldgefühle – das ist absolut menschlich und nachvollziehbar. Die Antwort kann jedoch ganz eindeutig nur „Nein“ lauten. Denn zum einen wären die Aussichten ohne OP noch schwärzer gewesen, zum anderen kann niemand von uns hellsehen und somit auch nicht den Ausgang absolut voraussagen.


Warum ich dies so ausführlich schreibe, werden sich jetzt vielleicht manche fragen. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach und gleichzeitig ein Anliegen, das ich jedem von Euch mitgeben möchte:

Versucht alles Menschenmögliche, Eurem geliebten Tier die Chance auf ein gesundes und glückliches Leben zu geben, denn immerhin ist es auch ein Familienmitglied. Lasst nichts unversucht, scheint die Durchführung auch noch so schwierig zu sein. Habt aber bitte ebenso immer vor Augen, dass es manchmal doch Grenzen in der Tiermedizin gibt und nichts selbstverständlich ist. Und wenn es dann doch vorzeitig heißt, Abschied zu nehmen, dann macht Euch bitte keine Vorwürfe, denn Ihr habt alles gegeben und unternommen, was Ihr konntet, und seid bis zum Äußersten gegangen – und genau das weiß Eure Fellnase auch.


Aber manchmal ist das Beste halt doch nicht gut genug.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.

Bildquelle: Ich (Speedy und Ricky)


Samstag, 24. Oktober 2015

Aus gegebenem Anlass - Gedenken an unsere Sternenkatzen (Teil 6) – Gipsy und ich schlossen den Bund fürs Leben




Gipsy entwickelte sich immer mehr zu einer zauberhaften und traumhaft schönen Lady, die alle um ihre kleine Kralle wickeln konnte. Und Ihr dürft mir glauben, wenn ich sage: Sie wusste es!

Aber es gab natürlich auch Zeiten, die mal nicht so schön waren. So musste, als sie etwa ein Jahr alt war, die Wohnung renoviert werden und ein Freund, der Maler und Lackierer war, half uns dabei. Nur leider hat er gefühlte Schuhgröße Waldbrandaustreter und so manches Mal läuft er auch reichlich blind durch die Gegend, sodass kam, was kommen musste. Er stieg von der Leiter runter und hatte nicht gesehen, dass ein kleines, neugieriges Katzenmädchen ihm zuschaute und fast direkt unter der Leiter saß. Er trat ihr auf den Kopf, sie jaulte laut auf, schoss im Eiltempo an uns vorbei und versteckte sich für die nächsten zwei Stunden im Schrank. Sie wollte noch nicht einmal mich sehen und fauchte mich in bester Katzenmanier an. Als ich jedoch nach der Zeit noch einmal nach ihr sah, sah ich das Ausmaß und so konnte sie fauchen und kratzen, wie sie wollte, ich pflückte sie zwischen all den T-Shirts und Pullovern aus dem Schrank.

Ihr Mäulchen stand etwas offen - es war ihr nicht möglich, ihre kleine süße Schnute zu schließen. Zum Glück war die Kleintierklinik nur etwa einen Kilometer weg. Da es schon abends war, habe ich dort angerufen, dem Tierarzt die Sachlage erklärt, danach Katze eingepackt und hin dort. Der Tierarzt untersuchte sie eingehend und meinte, dass ihr Unterkiefer ausgerenkt war, ein Röntgenbild zur Sicherheit aber auch angebracht wäre. Er würde sie jetzt behandeln und sie über Nacht dort zur Beobachtung behalten. Es war die schrecklichste Nacht meines jungen Lebens als Katzenmama. Am nächsten Morgen rief ich an und ich durfte kommen und sie abholen. Da der Unterkiefer auch offen war, hatte der Tierarzt diesen genäht, aber es ging ihr den Umständen entsprechend zu. Mein Ex und der Freund fuhren unsere neuen Möbel abholen, während ich bei meiner kranken Maus blieb.

Ich setzte mich in einen Sessel – naja, der hatte eine so große Sitzfläche, dass ich schon fast drin liegen konnte – und legte meine kleine Fellnase auf meinen Bauch. Sie ließ sich ausgiebig von mir streicheln und fing an, zu schnurren. Ich glaube, in diesem Moment haben wir endgültig den unzertrennlichen Bund fürs Leben geschlossen. So blieben wir sitzen, bis die neuen Möbel kamen. Damit nichts passiert, habe ich sie besser ins Schlafzimmer gebracht und sie krabbelte von meinem Arm aus direkt wieder in den Schrank, aber nicht, um sich dort zu verstecken, sondern sie wusste, dass sie dort sicher war. Überhaupt wurde das ihr erklärter Lieblingsplatz, denn in Mama’s Sachen ließ es sich doch so richtig kuschelig liegen und schlafen.

Nach einiger Zeit mussten wir wieder zum Tierarzt, denn die Fäden mussten raus. Der Tierarzt – ein freundlicher, älterer Herr – unternahm einen kurzen Versuch, ihr die Fäden so zu ziehen. Aber Gipsy zeigte sich keineswegs kooperativ. Also hieß es, Gipsy in Schlaf zu legen. Ich sollte draußen warten (was ich inzwischen bei keiner meiner Miezen mehr tue!) und dort hörte ich es dann: Miauuuuuu – Krach – Miauuuuuu – Bumm – Schepper – Miauuuuu – Rums. Nach einigen Minuten kam der arme Tierarzt völlig fertig raus, wischte sich den Schweiß von der Stirn und meinte nur noch: Mein Gott, ist die schnell!!! – Nun ja, das hätte er auch einfacher haben können.

Nachdem sie erzwungenermaßen, aber dennoch selig im Land der Träume segelte, wurden ihr die Fäden entfernt. Zu Hause wachte sie wieder vollends aus ihrer leichten Narkose auf und torkelte durch die Gegend, was immer so aussah, als wenn sie einen Zug durch die Gemeinde gemacht hätte. Aber letztendlich war alles gut verheilt und das war die Hauptsache. Aber die Tierklinik, die mochte sie nicht mehr. Zum Glück mussten wir diese aber in den folgenden Jahren lediglich für die jährliche Kontrolle besuchen.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (meine Sternenkatze Gipsy auf ihrem Lieblingskissen)

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Wie konntest Du nur? – Eine Geschichte, die berührt




Heute möchte ich – bevor ich mich in nächster Zeit vermehrt wieder um die Fortsetzungsgeschichte um Gipsy und Cherie widmen möchte – Euch eine ganz andere Geschichte ans Herz legen, die zum Nachdenken anregen soll. In dieser Geschichte ist das Hauptlebewesen eine Samtpfote, aber sie ist stellvertretend für alle Tiere, die unser Leben mit uns teilen.

Ich habe diese Geschichte erst vor wenigen Tagen im Internet entdeckt und ich muss sagen, sie hat mich nicht nur zutiefst berührt, sondern mir auch vor Augen geführt, wie viele Menschen es gibt, die sich um ihr Tier, wenn Änderungen im Leben anstehen, kaum Gedanken machen. Besonders schwierig wird es, wenn das Haustier älter wird. Daher möchte ich sie Euch nicht vorenthalten.

Von daher möchte ich jeden zukünftigen Tierhalter dazu aufrufen, sich VOR der Anschaffung gut zu überlegen, ob er/sie dazu bereit ist, die Verantwortung für ein ganzes Tierleben zu übernehmen. Katzen können heutzutage bei guter Pflege und Ernährung 20 Jahre oder noch älter werden. Und alle Tierhalter möchte ich wirklich dazu aufrufen, das Tier nicht einfach abzuschieben, wenn es nicht mehr zum jetzigen Lebensstandard passt oder sich im Alter Krankheiten einstellen, denn jedes Tier ist es wert, bis zum letzten Atemzug bei uns zu sein und schenkt uns seine ganze Liebe.

Aber nun lest selbst - und ich hoffe, Ihr habt genügend Taschentücher bereitliegen:


Wie konntest Du nur?

Als ich noch ein Kätzchen war, unterhielt ich dich mit meinem Herumtollen und brachte dich zum Lachen. Du nanntest mich "dein Baby", und, obwohl ich einiges kaputt machte, wurde ich doch deine beste Freundin. Wann immer ich etwas "anstellte", hobst du mahnend den Zeigefinger und sagtest:
"Wie konntest du nur!?"
Aber schon einen Augenblick später warst du wieder so zärtlich und hast mich eng an dich gedrückt.
Als du im Studium so viel lernen musstest, hattest du natürlich wenig Zeit für mich. Aber ich verstand das immer und spielte mit meinen Bällchen. Ich erinnere mich an alle die Nächte, in denen ich mich in deinem Bett ganz eng an dich schmiegte, und das Leben vollkommen schien.
Du tolltest dann auch wieder mit mir herum, und wir genossen die Sonne gemeinsam auf dem Balkon. Von deinem Frühstück gab es für mich immer was vom Schinken, "aber nicht zu viel, das ist für Katzen ungesund!"
Und ich schlief solange, bis du von der Arbeit nach Hause kamst. Nach und nach verbrachtest du immer mehr Zeit auf der Arbeit als mit mir, um "Karriere" zu machen. Dann warst du so viel weg, um einen Menschenpartner kennen zu lernen. Ich wartete immer geduldig auf dich, tröstete dich bei jedem Liebeskummer, tapste mit meinen Pfoten deine Tränen vom Gesicht. Und freute mich, als du endlich "deinen" Partner fandest. Zwar keinen Katzenfreund, aber ich respektierte deine Wahl.
Ich war glücklich, weil du glücklich warst!
Dann kamen nacheinander deine Kinder zur Welt.
Ich teilte die Aufregung mit dir. Ich war von den süßen Kindchen so fasziniert, dass ich sie mit bemuttern wollte. Aber du und dein Partner dachten nur daran, dass ich den Kindern schaden, sie gar verletzen könne. Deshalb wurde ich auch noch aus dem großen schönen Raum ausgesperrt. In dein Bett durfte ich schon lange nicht mehr.
Ich liebte die Kinder und wurde "Gefangene der Liebe".

Sie fingen an zu wachsen, und ich wurde ihre Freundin. Sie zerrten an meinen Ohren, meinem Fell, meinem Schwanz, hielten sich auf wackligen Beinchen beim Laufen lernen an mir fest. Sie erforschten meine empfindliche Nase mit unbeholfenen Fingerchen, und ich hielt bei all dem geduldig still. Ich liebte alles an den Kindern, besonders ihre Berührungen, weil deine so selten wurden.
Ich war bereit, die Kinder notfalls mit meinem Leben zu verteidigen.
Ich war bereit, in ihre Bettchen zu schlüpfen, um ihre Sorgen und Träume anzuhören. Und zusammen mit ihnen erwartungsvoll auf das Motorengeräusch deines Autos zu hören, wenn du in unsere Auffahrt einbogst.
Vor langer Zeit, als man dich fragte, ob du ein Haustier hättest, zogst du aus deiner Tasche ein Foto von mir und erzähltest so liebevoll von mir. Die letzten Jahre gabst du nur noch ein knappes "Ja" zur Antwort und wechseltest dann das Thema.
Ich war früher "deine Samtpfote" und bin heute "nur eine Katze".
Dann hattet ihr eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen Stadt.
Du und deine Familie zogen in eine Wohnung, in der Haustiere nicht erlaubt waren. Ein Mann hat euch das extra noch gesagt, und ihr habt ohne zu Zögern unterschrieben. Beide. Du hattest für dich und deine Familie eine Entscheidung zu finden, die aus deiner Sicht bestimmt richtig war.
Obwohl einmal ich mal deine Familie war.
Die Autofahrt machte Spaß, weil auch die Kinder mitfuhren.
Als ich merkte, wo wir angekommen waren, war der Spaß zu Ende. Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach Angst und nach Desinfektionsmitteln und Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, dass du wüsstest, dass man ein gutes Heim für mich findet.
Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den Achseln und betrachteten dich merkwürdig. Sie verstanden die Wirklichkeit, der eine Katze über die fünfzehn gegenüberstand. Du hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell lösen müssen, während sie weinte und schrie "Nein, nein! Nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!"

Ich wunderte mich noch, wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment etwas von Freundschaft, Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest.
Zum Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf, vermiedest dabei tunlichst, mir in die Augen zu sehen, und lehntest es höflich ab, meine offen daneben stehende Transportbox wieder mitzunehmen.
Du hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen.
Kurz nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest mit Sicherheit schon Monate vorher vom Umzug gewusst, und somit wäre Zeit gewesen, einen "guten Platz" für mich zu finden. Sie schüttelten bedrückt den Kopf und fragten leise: "Wie konntest du nur?"
Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor vielen Tagen.
Anfangs hoffte ich unentwegt, dass du eines Tages zurückkommst und mich hier rausholst. Wünschte mir, dass alles nur ein böser Traum war und ich eines Tages aufwache ... bei dir zu Hause...
Aber du kamst nie. Und wann immer jemand an "meinem" Vermittlungszimmer vorbei ging, presste ich bittend meine Pfoten durch jeden möglichen Spalt.
Gab es niemanden, der mich mochte?
Niemanden, dem ich all meine Liebe, Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte?
Die Wahrheit war, dass ich es nicht mit den süßen kleinen knuddeligen Katzenkindern aufnehmen konnte. Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf.
Eines Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf, trug mich über einen langen Korridor, der in einen Raum mündete. Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau legte mich auf den Tisch, streichelte behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich nicht sorgen solle. Mein Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte. Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens.
Mir, der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus.
Ich war mehr um die nette Frau besorgt als um mich selbst. Ich erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen wog.
Sie band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne ihre Wange hinunter kullerte. Ich schob meinen Kopf in ihre Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine Liebe zu zeigen. Ich spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit, die in mich hinein floss. Ich streckte mich schläfrig aus, schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und murmelte:
" Wie konntest du nur?"
Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte:" Es tut mir leid!"
Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu verschaffen, wo ich nicht missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde. Einen Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden. Mit meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass mein "Wie konntest du nur?" nicht an sie gerichtet war.
Ich dachte an dich, du mein geliebter Mensch.
Und ich werde immer an dich denken und auf dich warten. Mein letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben immer diese Loyalität widerfahren möge, die mir verweigert worden war...
Es gibt so viele Mails, die man angeblich an möglichst viele Menschen weiterleiten soll, damit dies oder jenes passiert.
Doch diese Geschichte ist es wirklich wert, an so viele Menschen wie nur irgend möglich weitergeleitet zu werden.
Möge sie viele Herzen berühren und zahllose Menschen zum Weinen bringen.
(Dazu einige Worte des Autors: Wenn "Wie konntest du nur?" Ihnen
Tränen in die Augen trieb, dann erging es Ihnen genauso wie mir,
als ich sie schrieb. Deshalb ist es ausdrücklich erlaubt, diese
Geschichte so oft wie möglich weiterzugeben, solange es nicht
kommerziellen Zwecken dient. Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass
die Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen und in eine Familie zu
integrieren, wichtig für das ganze Leben sein kann. Dass man ein
Haustier nicht einfach aufgeben darf - und wenn es schon nicht
anders geht, es wenigstens nicht in ein Tierheim, sondern in eine
liebevolle neue Familie geben und sich dankbar von ihm verabschieden
muss. Das Tiere unsere Liebe und unseren Respekt verdienen,
vielleicht mehr als die meisten Menschen ... )


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.



Textquelle Kurzgeschichte: Jim Willis
Bildquelle: Ich (Blacky – heute 15 Jahre und meine sanfte Schöne)

Dienstag, 11. August 2015

Der Frikadellen-Dieb – Oder: Wenn es plötzlich ganz verdächtig still wird



Wenn es auf einmal in der Wohnung verdächtig still wird, dann sollte man der Sache mal gründlich auf den Grund gehen. Das ist nicht nur bei kleinen Kindern so, sondern trifft auch auf unsere Fellmäuse zu. Dies lässt mich wiederum zu dem Schluss kommen: Katzen sind doch irgendwie auch wie Kinder.

Ein paar Jahre, nachdem Gipsy zu mir fand, bin ich in eine größere Wohnung umgezogen. Der Umzug stellte sich als sehr einfach dar, es ging nämlich nur eine Tür weiter. An einem frühlingshaften Freitag – es war ein Tag vor meinem Geburtstag – hatte ich mir freigenommen. Ich putzte und wienerte die Wohnung, was das Zeug hielt – selbstverständlich unter den mehr oder weniger kritischen Augen meiner Gipsy, die sich immer wieder Möglichkeiten einfallen ließ, um mir ausgiebig zu helfen. So vertrümmte sie den Fuß des Staubsaugers und jagte dem Putzlappen hinterher. Hausarbeit kann ja sooo viel Spaß machen, Mama. Nun ja, wenn Frau es eilig hat und was wegschaffen will, weil die To-Do-Liste noch voll ist, dann ist die Freude doch sehr einseitig. Aber wirklich böse sein konnte ich ihr nicht.

Nachdem ich nun die Putzarie erledigt hatte, machte ich mich daran, die ersten Vorbereitungen für meinen bevorstehenden Geburtstag zu treffen. Es sollte kleine Frikadellen mit Kartoffelsalat geben. Also drehte ich den halben Vormittag unzählige kleine Frikadellen, die ich nacheinander in der Pfanne gebraten habe. Die fertigen Frikadellen sammelte ich in einer großen Schüssel, die ich zum Abkühlen stehen ließ. Als ich endlich fertig war, überlegte ich mir, dass eine kleine Mittagsstunde jetzt fein wäre, bevor ich mich weiter mit den Vorbereitungen beschäftigte. Kaum gedacht, lag ich auch schon auf dem Sofa. Dass Gipsy weit und breit nicht mehr zu sehen war, fiel mir dabei noch nicht einmal wirklich auf, denn immerhin war ich morgens bereits in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gefallen und dementsprechend müde. Zufrieden mit den Dingen, die ich von der Liste streichen konnte, kuschelte ich mich in meine Wolldecke und segelte sanft in das Land der Träume.

Nach etwa einer Stunde wachte ich auf und wunderte mich, wieso Gipsy eigentlich nicht in meiner Nähe lag? Überhaupt fand ich es sehr ruhig, sie war noch nicht einmal mit Spielen beschäftigt. Und während ich mich noch so fragte, wo Gipsy wohl nun wäre, erhob ich mich vom Sofa. Als ich an der Küche vorbei ging, schaute ich eher zufällig hinein. Und was musste ich sehen? Eine schmatzende Katze, die sich gerade ganz genüsslich eine Frikadelle aus der Schüssel angelte! Wer jetzt aber denkt, dass sie bereits die Schüssel halb leer gefressen haben müsste, der irrt sich gewaltig. Madame Gipsy zog es vor, sich die eine oder andere Frikadelle unter die Kralle zu reißen, ein paar Mal abzubeißen und sich dann die nächste zu holen. Sie lief noch nicht einmal weg, als ich sie ertappte, sondern blieb in aller Seelenruhe sitzen und sah mich mit einem Blick an, der sagte: Mama, ich wollte nur mal testen, ob auch wirklich alle Fleischbällchen gleich schmecken.

Auch wenn ich empört mit ihr schimpfte, musste ich innerlich doch lachen. Um die Schüssel herum lagen etwa sechs angefressene Frikadellen. Jedoch hatte ich – wie so häufig – eigentlich viel zu viele gebraten, sodass ich noch stets genug für den folgenden Tag hatte. Aber Frikadellen oder sonstige Nahrungsmittel, die auch ihren Gaumen interessieren könnten, habe ich nie wieder offen stehengelassen.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn mir Katzenhalter erzählen wollen, dass ihre Katzen ja nirgends beigehen und so etwas noch nie gemacht haben. Irgendwie scheine ich immer das Glück zu haben, ganz besonders diebische Fellpopos zu erwischen, denn selbst heute darf ich nichts unbeobachtet stehen lassen, andernfalls könnte es sein, dass es Beine bekommen hat und weggelaufen ist.


Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (meine Sternenkatze Gipsy - immer eine große Hilfe bei der Hausarbeit)

Montag, 10. August 2015

Aus gegebenem Anlass - Gedenken an unsere Sternenkatzen (Teil 5) – Gipsy lebt sich ein




Inzwischen ist es schon wieder eine so lange Zeit her, dass ich Euch von meiner Sternenmieze Gipsy erzählt habe – die Katze, mit der alles begann. Ich schäme mich auch schon dafür und habe so das Gefühl, dass meine großartige und kluge Dame bereits ganz böse auf mich herabschaut. Deswegen geht es heute endlich mal weiter.

In Teil 4 habe ich Euch erzählt, wie sie zu mir gekommen ist. Nun soll es darum gehen, wie sie sich eingelebt hat sowie unsere ersten Schritte als Lehrerin und Schülerin. Hierbei stellt sich eigentlich nicht die Frage, wer von uns beiden welche Position eingenommen hat.

Nachdem sie an jenem Sonntag eingezogen war und ich sie schon am nächsten Tag wegen meiner Arbeit alleine lassen musste, konnte ich den Nachmittag gar nicht schnell genug erwarten. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause zu meiner kleinen Maus. Zuhause angekommen öffnete ich die Tür und…. niemand stand dort, um mich in Empfang zu nehmen. Als ich leise „Muschel, ich bin wieder dahaa“ rief, kam sie sofort angeschossen und begrüßte mich mit einem lauten Schnurren und wollte umgehend gestreichelt und geschmust werden. Dieses Spielchen ging ein paar Tage so und dann wusste sie genau, wann ich nach Hause komme. Als sie größer war, saß sie immer am Fenster, um nach mir Ausschau zu halten, aber die ersten Monate war sie noch zu klein, um die Fensterbank zu erklimmen.

Da ich noch nicht viel – oder um es genauer zu sagen: So rein gar nichts – über Katzenhaltung wusste, plünderte ich die folgenden Tage und Wochen sämtliche Bücherläden. Alles, was über Katzenerziehung, Katzenverstehen, Katzengesundheit usw. zu finden war, wurde von mir schonungslos aufgekauft. Ebenso stand ein Besuch beim Tierarzt an, denn sie war weder geimpft noch untersucht. Also beschäftigte ich mich ebenfalls mit der Suche nach dem richtigen Tierarzt. Nicht weit von mir befand sich eine Kleintierklinik, die mir als passend erschien. Mir war schon damals klar, dass es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass Tiere IMMER am Abend oder am Wochenende krank werden. Während ein normaler Tierarzt außerhalb seiner Sprechzeiten in der Regel nicht erreichbar ist, kann die Tierklinik immer konsultiert werden. Und so machte ich dort einen Termin. Gipsy war zu dem Zeitpunkt bei der ersten Vorstellung noch neugierig und weitestgehend kooperativ. Der Tierarzt kam ohne nennenswerte Blessuren davon. Lediglich ihre Ohren waren kräftig verdreckt, die jedoch direkt vor Ort gereinigt wurden. Ein paar Tropfen Spezialreiniger hinein, etwas einmassieren lassen und schon schüttelte sie heftig ihren Kopf. Alle Dreckplacken flogen in einem hohen Bogen raus. Als die Sprechstundenhilfe reinkam, wurde sie auch gleich mal mit einem Dreckklumpen bombardiert. Ansonsten war Gipsy ein kerngesundes kleines Katzenmädchen, dass nun untersucht und geimpft ihre neue Welt erkunden konnte.

Ganz besonders liebte sie es, mir beim Abwaschen zuzusehen. Da dies vom Boden aus nicht wirklich gut funktioniert, hatte sie sich sehr schnell angewöhnt, blitzschnell an meinem Bein hochzulaufen, um dann neben der Spüle zu sitzen. Zu Anfang fand ich das ja noch ganz witzig und hab sie immer vorsichtig aus meiner Hüfte gepflückt und neben das Abwaschbecken gesetzt. Mit zunehmendem Alter und Größe hatte es allerdings mehr was von einer kostenfreien Akupunktur. Sie merkte jedoch schnell, dass ich von ihren Kraxeltouren nicht mehr so fasziniert war und gewöhnte es sich dann selbst ab. Auch Baden – also ich Baden – fand sie mehr als interessant. Mama sitzt in so einem komischen großen Kasten mit Wasser und so einem weißen, luftigen Zeugs drin, dass bei der Berührung mit der Pfote leise knisternd verschwand. Wie interessant!! Auch wenn sie nie verstanden hat, warum wir Menschen uns freiwillig in so ein seltsames Nass begeben. Wasser ist schließlich maximal zum Trinken gut!

Da sie ziemlich schnell die alten Sitzmöbel als Kratzbaum nutzte, wurde es Zeit, an neue Möbelstücke zu denken – Katzenmöbelstücke! Ein erster Kratzbaum wurde angeschafft, diverses Spielzeug, wie kleine Bällchen, die sie jedoch kaum beachtete. Vielmehr fand sie selbst gemachtes Spielzeug und alles, was so auf dem Tisch herumlag und sich zum Durch-die-Wohnung-schießen eignete, deutlich faszinierender. So entpuppte sich der Platz unter dem Sofa irgendwann als wahre Schatztruhe. Im Fressen war sie sehr pflegeleicht, Mamas Hand zum Kämpfen fand sie ebenfalls mehr als geeignet und konnte gar nicht verstehen, dass ich so manches Mal quiekte. Wie meine Hände aussahen, muss ich wohl kaum weiter erwähnen. Die Frage anderer Menschen, ob ich eine Katze hätte, sagt wohl schon genug. Mein kleines Katzenmädchen entwickelte sich prächtig und bereits nach wenigen Wochen war für mich klar, dass ich mir ein Leben ohne Gipsy einfach nicht mehr vorstellen konnte.

Etwa zwei Wochen später ging der Chef meines Ex-Freundes mit seiner Familie in Urlaub. Sie besaßen inzwischen auch eine noch junge Mieze, die wir füttern sollten. Wir hatten die glorreiche Idee, sie mit zu uns zu nehmen, um uns das Hin- und Herfahren zu ersparen. Gipsy schien davon allerdings wenig begeistert zu sein und fauchte das kleine Wesen unentwegt an. Ich wusste damals jedoch noch nicht, dass es eine Zusammenführung seine Zeit benötigt und so trennten wir sie bereits nach wenigen Stunden. Für mich war somit klar, dass Gipsy aufgrund ihres dominanten Wesens niemals eine andere Katze neben sich akzeptieren würde. Dass ich mich darin ganz entschieden getäuscht habe, lernte ich erst einige Jahre später. Bis dahin blieb sie jedoch die einzige Fellnase in meinem Haushalt. Heute weiß ich es natürlich anders, denn Katzen sind Gesellschaftstiere, die sehr wohl minimal einen Katzenkumpel benötigen, da sie ansonsten seelisch verkümmern, und dass eine Zusammenführung sogar mehrere Wochen oder gar Monate beanspruchen kann. Aber damals herrschte halt noch der Grundsatz vor, dass Katzen Einzelgänger seien.

Besonders liebte Gipsy es, mit mir zu fernsehen. Als gerade die Winterolympiade lief und ich im Schlafzimmer genüsslich auf dem Bett saß, um mir die Wettkämpfe im Eiskunstlaufen anzusehen, kam sie angeflitzt, sprang auf das Bett, legte sich gemütlich mit dem Kopf zum Fernseher und schaute mit. Aber genauso waren Tiersendungen oder Fußball bevorzugte Objekte, um zu verfolgen, was aus dem seltsamen Bildkasten für bewegte Bilder und Geräusche kamen.

Irgendwann stand dann auch die erste Rolligkeit ins Haus. Irgendwann hatte ich etwas von Kastrieren gelesen, aber zu damaliger Zeit hätte ich gerne Junge von dem großartigen Mädchen gehabt. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch mangels geeignetem Partner. Der Tierarzt riet mir zur Katzenpille, die die Rolligkeit unterdrückt und versprach mir, dass diese nebenwirkungslos sei. Inzwischen weiß ich, dass dies ein erster Irrglaube von seiner Seite aus war.

Wenn ich heute so darüber nachdenke, welche Fehler ich damals machte und wie vielen Irrtümern ich aufgesessen war, dann kann ich mich nur aus tiefstem Herzen bei meiner Maus entschuldigen – nämlich dafür, dass ich es einfach nicht besser wusste. Glücklicherweise habe ich im Laufe der Jahre jede Menge dazu gelernt und darf mich heute darüber freuen, dass meine derzeitigen Fellpopos davon profitieren. Ebenso bin ich in der Lage, anderen Katzenhaltern und Neukatzeneltern mit meinem reichhaltigen Erfahrungsschatz zu helfen, was mich wiederum mit großer Freude erfüllt. Und glaubt mir eins: Auch ich lerne noch jeden Tag wieder mehr dazu.

Wie es jedoch weitergeht mit meiner Katzendame, das erfahrt Ihr im nächsten Teil.


 Habt einen schönen Tag!

Schnurrende Grüße von Eurer Chrissie und der Katzenbande.




Bildquelle: Ich (meine Sternenkatze Gipsy beim Putzen...nur so bleibt Katze schön)